Es geht in absehbarer Zeit nach Deutschland. Hier werden Koffer gepackt, letzte wichtige Wäschestücke neben die Waschmaschine gelegt (es sind halt doch Mädchen) und die Bücherregale werden fieberhaft nach Literatur für den langen Flug abgesucht. Als ob es kein Bordprogramm gäbe! Aber gut – lesende Kinder sind brave Kinder, und die Damen dürfen ihr Handgepäck selbst tragen. Die Kuscheltiere sind schon ausgezählt worden und das auserkorene Tierchen bereitgelegt, so dass es sich auf keinen Fall bis zum Abflug wieder verstecken kann. Ich habe zum ersten Mal überhaupt einen japanischen Abzählreim zwischen "Eine kleine Mickeymaus ..." und "Ene-mene-meck ..." gehört.
Die Kinderzimmer wurden aufgeräumt (und wieder verwüstet), Oma in Deutschland hat inzwischen bestimmt fünfmal unsere Flugdaten durchgegeben bekommen, damit sie uns auch wirklich pünktlich abholt. Eine deutsche SIM-Karte fürs Handy ist genauso dabei wie die Adressen aller Freunde hier zwecks Postkarte. Ja genau: Ansichtspostkarten. Shizuka will insgesamt wenigstens vier Stück schreiben. Die Kinder sind über Skype, E-Mail, Internet-Telefonie und teilweise sogar Whats-App miteinander verbunden, aber Shizuka besteht auf der altmodischen Postkarte. Weil, die kann man anfassen. Sagt sie. Und da kann man fünfmal wegradieren, wenn einem das Geschriebene am nächsten Tag nichtig erscheint. Und außerdem ist es gut, wenn man nur das Wichtigste draufschreibt, weil sonst der Platz nicht reicht – da quasselt man keinen Unfug. :-)
Wir haben heute das Planschbecken im Garten noch einmal gereinigt und für unsere Haussitter neu befüllt, den Rasen im Garten geschnitten, Unkraut vor dem Haus gerupft und 大掃除 (oosouji, Großputz) veranstaltet. Die Futon sind im Gästezimmer ausgelegt, und der Kühlschrank ist mit Eis und kalten Getränken bestückt. Es herrscht wirklich langsam Aufbruchsstimmung ...
Besonders nett: Shizuka hat sich die App Duolingo auf ihr Handy geladen, um in Deutschland doch ohne viel Aufwand und spielerisch etwas für die Schule zu tun. Sie will in der englischen Orthographie firmer werden und außerdem eine kleine Idee bekommen, was nach den Ferien in Französisch auf sie zukommt. Seit gut einer Woche schallt ihr Handy nun schon mehrsprachig durch's Haus, und sie hat wirklich Spaß daran. Duolingo ist sehr spielerisch aufgezogen, man kann täglich Punkte erzielen, bekommt für regelmäßige Nutzung Punkte, die man im Laden gegen kleine Rätsel einlösen oder verwetten kann. Die Übungen bestehen aus Wort-Bild-Paaren, die nach den Regeln von Memory zusammengebracht werden müssen, aus Nachsprechübungen und vorzunehmenden Übersetzungen. Einzelne Wörter und Phrasen sind genauso dabei wie ganze Sätze, und manchmal darf sogar nach Diktat geschrieben oder übersetzt werden. Da der minimale tägliche Aufwand bei 5 Minuten liegt, nach oben aber keine Grenze gesetzt ist, lernt Shizuka gerade ganz zwangsfrei. Mama musste sich die App auch laden, es geht gerade darum, wer täglich mehr Punkte erspielt. Bei Englisch hat Shizuka natürlich keine Chance gegen Mama, bei Französisch ist sie dagegen im Vorteil nach einem halben Jahr AG in der Schule. Wir sind gespannt, wie sich das entwickelt.