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Dienstag, 16. Juni 2015

Vier kleine Raupen, vier große Raupen, zwei lila Raupen und zwei kahle Bonsais

Wir haben allerlei Pflanzen hier im Garten und in diversen Pflanzbottichen ums Haus verteilt. Nicht alle konnten wir bisher identifizieren. Zu den nicht näher beachteten und daher noch unbekannten Pflanzen gehören auch drei kleine Zierbäumchen, grob geschätzt eine Sorte Buchsbaum, so der Optik und den Blättern nach. Blüten und Stammbildung unterscheiden sich aber, und sie sind wirklich wie Minibäume geschnitten, wie Bonsais eben. Dass der Buchsbaum in Japan nicht heimisch, tut nichts zur Sache - drei Viertel der von uns im Garten und in diversen Parks identifizierten Pflanzen sind ohnehin Neophyten und seit maximal 150 Jahren hier ansässig. Da käme es auf den Buchsbaum auch nicht mehr an ... Anyways, die Sache läuft, wir sind heftig am Kategorisieren, Eingrenzen, Benennen, Fotografieren und Bestimmen unseres Umfelds.

Heute nun stellten wir fest, dass der seit Wochen schon etwas zerrupft aussehende Bonsai inzwischen ziemlich kahl ist. Sein Nachbar hat immerhin zwei komplett kahle Ästchen, die anklagend aus dem gelbgrünen Puschel ragen. Wenige, sehr kleine neue Blätter sind da, alles andere ist auf Stängel reduziert. Es steht noch jeweils die mittlere Blattrispe, und dazwischen ringeln und räkeln sich, man glaubt es kaum, kleine Raupen. Gut getarnt, grün mit schwarzen Köpfchen und kleinen schwarzen Tupfen, einige auch mit zusätzlicher gelboranger Zeichnung. Und zwei Winzlinge, lila. Mit rotem Köpfchen.

Nun flattern hier so einige Schmetterlinge herum, die wir auch zum Teil aus Deutschland kennen, und wir dachten: Wird schon irgendetwas davon sein. Wir haben die kleinen Bäumchen vorsichtig geschüttelt, alle heruntergefallenen Raupen aufgesammelt, zusammen mit ein paar ebenfalls gefallenen Blättern in der Tupperdose eingesammelt (mit Gartenhandschuhen, denn einige der アオムシ sind wohl ziemlich hautschädigend, bissig oder giftig), noch ein bisschen Unkraut gerupft, und das war erstaunlicherweise auch raupenversetzt. Kleine schwarze Krümel auf den Blättern der Bäumchen könnten Eier sein, könnten auch Samen von anderen Pflanzen sein, wir wissen es nicht. Was herunterfiel, blieb unten, der Rest blieb drauf. Wir behalten die Bäumchen im Auge. 

Shizuka packte nach getaner Arbeit die Tupperdose mit der Beute unter den Arm und marschierte zwecks umweltfreundlicher und tierrechtkompatibler Entsorgung zur nächsten Brache. Ein Block entfernt befindet sich eine Wildwiese mit Obstbäumen*, das Fallobst vom letzten Herbst modert noch herum, Vögel krakeelen dort alltäglich und streiten sich nie ums Futter, weil es genug gibt. Da können die Raupen das tun, was die Natur vorgesehen hat: Blätter fressen oder selbst von Vögeln gefressen werden. 

Wieder zurück zu Hause, schauten wir im Naturführer** nach, was wir da denn nun gerade ausgewildert hatten. Es könnte Colias erata sein, aber irgendetwas stimmt da nicht ... Genau, die Beine! Raupen haben gar nicht so viele Beine! Also wurden Ixquick, Wikipedia, Hortependium und einige Schmetterlingsbestimmungsseiten bemüht, bis wir das Rätsel lösen konnten. Raupen haben wirklich nicht so viele Beine. Wir haben es hier mit Blattwespenlarven zu tun. Die Blattwespen überwintern im Ei, schlüpfen im Frühjahr bei angemessener Temperatur, krabbeln zum Teil aus der Erde (richtig, unter einem der Bäumchen hatten wir ein graubraunes Insektenei gefunden), fressen ganze Wäldchen kahl und entwickeln sich im Hoch- bis Spätsommer zu Wespen. Keine, die Menschen als gelbschwarz gestreifte Nervensägen auf der Bierterrasse überfallen, sondern solche, die weiter Bäume kahlmachen. Blattwespen eben. 

Die lilanen kleinen Nimmersatte waren vermutlich der Art Maiglöckchenblattwespe zuzurechnen, zumal eine davon auch im Unkraut (irgendein noch nicht näher bekanntes Sumpfgewächs mit aufdringlich säuerlichem Geruch) schmatzte. Phymatocera aterrima heißt das Tierchen, eine japanische Bezeichnung kennen wir derzeit noch nicht. Ebenfalls vorhanden: Pristiphora conjugata. Die Larven mögen Pappeln und Weiden, mehr war nicht herauszufinden. Und die dritte im Bunde, auffälliger gefärbt und deutlich größer, die Breitfüßige Birkenblattwespe, Croesus septentrionalis (in Wikipedia als Gattung Craesus geführt) genannt. Laut Hortependium sind die Larven ganz heiß auf Erlen, bei uns saßen sie im Klee und auf jenem nicht näher bestimmten buchsbaumartigen Bonsai. 

Shizuka war enttäuscht: Mama, keine schönen Schmetterlinge? Nein, keine schönen Schmetterlinge. Komisch gefärbte Wespen stattdessen, die in der Körperform irgendwo zwischen Schmeißfliege und Borkenkäfer rangieren. ごめんねえ。


* Beruhigend zu wissen, dass die gefunden Krabbeltierchen offensichtlich weder Obstbaumblätter noch -holz mögen ...
**Absolut empfehlenswertes Büchlein für alle, die länger im Land sind und ein bisschen lesen können. Die Bestimmung ist einfach und kindgerecht, viele Bilder helfen, und die Beschreibungen sind leicht zu verstehen. Ein Zusatzteil geht auf Expeditionen ein und erklärt, wie man Tiere und Pflanzen schonend (d. h. ohne Schäden oder Todesfälle auf Seiten der Subjects) untersucht. Außerdem: Hosentaschenformat!

Mittwoch, 10. Juni 2015

Kleine Mädchen haben große Sorgen

Shizuka schaut mir regelmäßig über die Schulter, wenn ich meine E-Mails lese. Zu viele interessante Newsletter, Nachrichten von gemeinsamen Freunden aus aller Welt und witzige Grüße sind dabei. So auch heute morgen. Der Newsletter des Hebammen-für-Deutschland e. V. war da, voller Bilder von Babys und Schwangeren. Das allein fasziniert die meisten Grundschülerinnen ja schon, aber bei uns gibt es da noch eine besondere Komponente. Shizuka ist begleitende große Schwester, sie hat ihre kleine "Sis" schon behütet, besungen und gestreichelt, als diese noch im Bauch war. Unsere Hebamme war für die ganze Familie da, begleitete die Geburt in unserem Wohnzimmer ebenso wie das erste Jahr danach. Shizuka lernte, dass eine Hebamme nicht nur Kindern auf die Welt hilft, sondern auch für Pflege von Kindern und Müttern da ist, allerlei medizinisches Wissen auf dem Gebiet der Kinderheilkunde besitzt, Akupunktur und Fußreflexzonenmassage beherrscht und vieles mehr. Und sie hat erlebt, dass Schwangerschaften und Geburten keine Krankheiten sind, die unbedingt im OP behoben werden müssen, sondern eine ganz natürliche Sache. 

Nun las sie da (über meine Schulter), dass Babys in Deutschland künftig nach dem errechneten Geburtstermin nicht mehr zu Hause auf die Welt kommen dürfen, sondern die Mutter im Krankenhaus vorstellig werden darf. Sie fand es befremdlich. Die Begründung der Krankenkassen, dass das der Kostenoptimierung diene, fand sie noch komischer. Unsere Hebamme hatte uns die Kosten einer Hausgeburt ausgerechnet, sie war bei etwa 800 Euro herausgekommen. Dazu kamen 200 Euro für die Rufbereitschaft, die wir selbst gezahlt haben. Shizuka fragte nach: Krankenhaus. Da müssen Ärzte und Krankenschwestern bezahlt werden, die anwesenden Hebammen bekommen Geld, da sind Essenskosten und Reinigungsmittel und Bettgebühr und sonstwas dabei. Nun las sie weiter, dass im Krankenhaus 90 % der Geburten medizinisch interveniert werden, 30 % sogar im Kaiserschnitt enden, oft aus Gründen wie Schichtwechsel und Abrechnung mit Krankenkassen. Das geht mit noch mehr Ärzten, noch mehr medizinischem Gerät und noch längerem Aufenthalt im Krankenhaus einher. Das soll der Kostenoptimierung dienen? Wir tun uns alle schwer, das zu glauben.

Dazu kommt, dass der ET nicht genau berechnet werden kann. Ganz im Sinne der Natur braucht ein Baby eben doch mal eine Woche länger (oder auch eine Woche weniger), um "fertig" zu werden. Wissen wir alle. Wissen das die Krankenkassen nicht?

Und nun komme ich, Shizukas Mama, ins Spiel. In Deutschland hat jeder Mensch das Recht, körperlich und seelisch unversehrt zu bleiben.* Verletzungen dürfen nur dann zugefügt werden, wenn es medizinisch absolut unumgänglich ist. Das gilt für kleine wie für große Menschen. In Deutschland bestehen nun die Krankenkassen darauf, dass kleine Menschen künftig nicht mehr in entspannter Umgebung (zu Hause) zur Welt kommen dürfen, sondern in einem hochgradig keimbelasteten und stressassoziierten Umfeld. Dass der werdenden Mutter ohne medizinische Notwendigkeit, einfach nur als Vorsichtsmaßnahme, Kanülen gelegt werden (um im Notfall schneller eingreifen zu können - weil die Routine einer Kanüle auf dem Handrücken so lange dauert ...). Dass Kindern direkt nach der Geburt aus reiner medizinischer Neugier (Blutgruppenbestimmung, erste Untersuchungen auf Stoffwechselkrankheiten et cetera, nichts lebensnotwendiges) routinemäßig Blut entnommen wird. Klar, nur ein kleiner Piks. So, wie ein Ohrring für Mädchen auch nur ein kleiner Piks ist. Medizinisch nicht notwendig und in Deutschland als "Körperverletzung" verboten.** 

Shizukas Frage nach dem Lesen war: Mama, dürfen die das so einfach? 

Nein, ich hoffe nicht. Und daher meine Bitte: Schreibt einen Protestbrief oder eine Email an Eure Krankenkasse oder an den GKV Spitzenverband. Schaut bei MotherHood rein. Unterschreibt die Petition bei Change.org. Bitte. Es geht nicht nur darum, dass ein paar abgedrehte Weiber ihre Kinder zu Hause bekommen wollen. Es geht um das Menschenrecht, körperlich unversehrt das Licht der Welt erblicken zu dürfen, unabhängig von der Finanzlage irgendwelcher Krankenhäuser und der finanziellen Interessen von sogenannten Versicherungen.


*Die genaue Formulierung des Gesetzestextes ist mir derzeit nicht geläufig. Natürlich sind Gesetzestexte Auslegungssache. Mir wird nur ziemlich bang zumute, wenn ein Gesetz, das die körperliche Gesundheit und Unantastbarkeit ALLER Menschen plötzlich Gegenstand weitläufiger Interpretationen durch gewinnorientierte Unternehmen wird. Sicherlich findet sich der genaue Wortlaut der gesetzlichen Regelungen auf Change.org verlinkt.
** Eltern müssen ihre Unterschrift für Kinder unter 16 Jahre geben, und wenn das Kind in Frage das sechste Lebensjahr noch nicht vollendet hat, ergeht eine entsprechende Meldung an das zuständige Gesundheitsamt, das sich weitere Schritte vorbehält.