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Sonntag, 12. März 2017

Neulich im 和実 (wajitsu, japanisch eingerichteter Raum)

Shizuka und ihre kleine Schwester haben sich im 和実 gemütlich eingerichtet. Auf dem Boden liegen verstreut 布団(futon, japanisches Bettzeug), draußen prasselt der Regen in eintönigem Rhythmus die Krokusblüten nieder. Zwischen den 布団 nicht nur die beiden Mädchen, sondern auch ein paar Bücher. Deutsche und japanische. Da liegen Conni lernt reiten, Neue Briefe von Felix, ボール待って待って, いないいないバー und einige mehr. Alles mehr oder weniger Klassiker der 1980er bis heute, Zielgruppe: Kindergarten bis Mitte Grundschule. Die kleinen Damen hatten die Schiebetüren zugezogen und es sich gemütlich gemacht. Ich durfte von draußen lauschen und konnte hin und wieder einen kurzen Blick durch die Ritzen erhaschen.

Kleine Schwester: Japanisch lesen ist voll einfach.

Shizuka: Ach, Du kannst doch eh erst Hiragana. Wart mal ab bis Du Kanji lernen musst. Voll schwer.

Kurze Denkpause.

Kleine Schwester (Tonfall ich-weiß-es-aber-besser-und-hab-Recht): ノンタン (Nontan*) kann ich schon ganz alleine lesen, das muss mir niemand vorlesen. 聞いてねえ! ドイツ語の本はまだ難しい!(Kiste-Nee! Doitsu-go no hon wa mada muzukashii!, Hör zu! Deutsche Bücher sind noch zu schwer!)

Shizuka (ganz große Schwester und angesäuert): Ja klar, ist ja Baby. Nontan kann jeder. Voll die Babysprache. Deutsche Kinderbücher sind echte Bücher. Da stehen richtige Sätze drin und richtige Wörter und so. Guck mal: Conni muss aufsatteln. So ein Wort gibt es in japanischen Kinderbüchern gar nicht!

kleine Schwester: Wohle! Nur der Nontan is' 'ne Katze, der reitet ja gar nicht! 猫ちゃんは馬乗られないでしょう!(Neko-Chan wa uma norarenai deshou!, Mietzekätzchen können durch gar nicht reiten, gelle!)

Shizuka (jetzt leicht amüsiert): それだけ?(Sore dake?, Nur das?) Meinst Du echt nur deshalb? Überleg doch mal: Auf Deutsch musst Du nur 26 Buchstaben und so ein paar Extradinger wie "ck" und so lernen. Dann kannst Du die Buchstaben lesen, und die Buchstaben werden zu Wörtern und die Wörter zu Sätzen. Auf Japanisch lernst Du Silben. Die können in Hiragana geschrieben sein, das ist na klar voll einfach. Aber nur Babybücher sind ganz in Hiragana geschrieben. Guck mal hier, erste Klasse (なぜなぜどうして** wird lautstark auf den Stapel geschmissen). Alles voller Kanji, und trotzdem noch total die Babysprache.

kleine Schwester (Stirn in Runzeln, die der Uroma zur Ehre gereichen würden): Aber deutsche Bücher kann ich noch gar nicht lesen! Ich kann die Buchstaben, aber in den Wörtern werden die ja so komisch. Da guck: Da steht C-O-N-N-I, aber lesen muss ich Konni. Oder hier: R-E-I-T-E-N. Wenn ich das Wort verstehen will, muss ich eigentlich R-A-I-D-N lesen. Voll doof, das.

Shizuka (das Grinsen ist deutlich hörbar): Du fränkelst. Das "T" musst Du als "T" lesen, nicht als "D". Und da muss wirklich noch ein "E" dahinter. 

kleine Schwester: Näh?

Shizuka (extrem betont, mit fränkisch gerolltem "R"): REITEN!

kleine Schwester: Du klingst voll doof so. 

Shizuka: Hast Recht, so spricht keiner. Aber so ist das halt. Und da gewöhnt man sich total schnell dran! Ich hab auch mit vier lesen gelernt und konnte das mit fünf so ein bisschen, wie Du, und mit sechs habe ich die Conni-Bücher immer ganz alleine gelesen. Und Pferdegeschichten! So Sachen wie das "E-I" als "AI" sind schwer, das stimmt. Aber dafür gibt es wirklich nur einen Satz Buchstaben! Ein Schuljahr reicht aus, um das zu lernen. Und dann kannst Du auch englische und französische Bücher lesen, die haben nämlich die gleichen Buchstaben. Nur Japanisch ist so blöd schwer. Das können nichtmal die Chinesen lesen.

kleine Schwester (hängt an den Lippen der Großen): Voll cool, echt. Ich will in die Schule.


Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich zurückgezogen. Wie mir die beiden später berichteten, wurde auch nicht weiter über Schriftsysteme und Lesefähigkeiten philosophiert. Die nächsten beiden Stunden brachten die beiden wohl damit zu, gemeinsam die vorhandenen Bücher zu lesen. Laut, denn ich hörte immer mal wieder das stottrige Stimmchen der Kleinen und dann wieder passagenweise das Maschinengewehr-Rappeln der Großen, die extreme Probleme mit dem langsamen, betonten Lesen hat. Mal sehen, was die beiden demnächst noch aushecken!




* Name eines frechen kleinen Katers, Protagonist einer Kinderbuchreihe, vergleichbar in etwa mit dem deutschen Raben Socke. Allerdings spricht der Rabe Socke selbst zwar eine kindliche Sprache, die anderen Figuren der Geschichten bewegen sich sprachlich aber eher auf Erwachsenenniveau, die Erzählerstimme sowieso. Das fiel der kleinen Schwester neulich auch schon auf: Für Nontan fühlt sie sich fast zu klein, Rabe Socke findet sie cool, obwohl die Geschichten inhaltlich fast gleich sind.

**Warum warum wieso. Buchreihe für Grundschüler/-innen, die in verschiedenen Bänden unter Rücksichtnahme auf das vorhandene Vokabular und die bekannten Schriftzeichen naturwissenschaftliche, gesellschaftliche oder historische Sachverhalte kindgerecht erklärt. Ein bisschen wie Was-ist-Was im Deutschen, aber nicht thematisch nach Bänden sortiert und in der Sprache extrem stark an die jeweilige Klassenstufe angepasst.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Alle Jahre wieder ...

Nein, nicht die Weihnachtszeit. Obwohl die auch mit schöner Regelmäßigkeit wiederkehrt. Diesmal geht es um die werten Lehrkräfte. Auch diesmal erfolgte während der Sommerferien eine größere Umbaumaßnahme bezüglich der personentechnischen Bestückung der hiesigen Schule. In der Vergangenheit zeigte sich, dass das häufig mit Problemen für Shizuka verbunden ist. So auch diesmal.

"Frau ..., Ihre Tochter hat schon wieder ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Glauben Sie, das Kind ist in der aktuellen Jahrgangsstufe gut integriert?"

"Frau ..., Shizuka ist schon wieder zu spät gekommen. Ist sie von der Schule überfordert?"

"Frau ..., der letzte Vokabeltest war eine Vier. Ihr Kind kann in der Jahrgangsstufe nicht mithalten."

Lehrerwechsel sorgen aufgrund der etwas ungewöhnlichen Kombination von Alter und schulischer Jahrgangsstufe immer wieder für mehr oder weniger eigenartige Konversationen. Dieses Mal kam erschwerend dazu, dass Shizuka neuerdings Französisch als Schulfach hat. Laut Lehrplan rangiert das bei ihr als dritte Fremdsprache, tatsächlich ist es die erste. Denn Englisch wird genauso wie Japanisch in der Familie gesprochen, so dass Shizuka die beiden Sprachen aus dem tatsächlichen Gebrauch und nicht aus dem Fremdsprachenunterricht kennt. 


Eine Fremdsprache lernt man ganz anders kennen als eine Muttersprache. Egal, ob es die Erst-, Zweit- oder Drittsprache ist: Kinder lernen die Sprache in erster Linie durch Hören und Sprechen. Die Regeln hinsichtlich Grammatik, Aussprache, logischer Zusammenhänge und dergleichen werden nicht als Regeln wahrgenommen, sondern einfach angewandt. Später, im muttersprachlichen Schulunterricht, lernt man eventuell die Regel hinter dem Satzbau kennen und nachvollziehen, vielleicht aber auch nicht. Fremdsprachenunterricht zäumt das Pferd sozusagen von hinten auf: Erst kommt die Regel, und dann darf man mithilfe der auswendig gelernten Regel und der auswendig gelernten Wörter anfangen, Sprache zu produzieren. Jemand, der nie Vokabeln gelernt hat und Grammatik nur als Gehstock für sprachlich Unbedarfte kennt, ist das ein ziemliches Drama. So ließen sich die allabendlichen E-Mails der Fee für französische Spracherziehung denn auch recht leicht interpretieren. Die Dame zu beruhigen war allerdings etwas schwerer und bedurfte mehrerer Gespräche ...

Endlich dann im Dezember die Entspannung: Eine Eins in der Französischarbeit. Der vorausgegangene Elternsprechtag hatte schon für etwas Entspannung gesorgt, da das inzwischen gut gefüllte Schmier- und Übungsheft für die allabendlichen zehn Minuten Französisch und Englisch (Ausrede fürs Kind: Alle Sprachen muss man pauken, fertig.) vorgezeigt werden konnte.

Montag, 22. August 2016

Technik oder Was hilft gegen Heimweh?

Ein paar Tage lang war der beste Ehemann von allen nun mit Shizuka und der kleinen Schwester bei seinen Eltern zu Besuch. Mama durfte zum ersten Mal seit fast zehn Jahren Zeit für sich verwenden, genauer gesagt, für den Abschluss des Zweitstudiums. Shizuka und ihre Schwester verabschiedeten sich mit gemischten Gefühlen: Vier Nächte ohne Mama? Ob der Papa das übersteht?

Tat er. War gar kein Problem. Shizuka hatte ihr Handy dabei und feuerte fast stündlich Nachrichten nach Hause, um der schnell entnervten Mama mitzuteilen, dass der Papa noch tapfer sei. Und die kleine Schwester trug eifrig Sprachnachrichten, Fotos, kurze Videotelefonate und selbstgejohlte Lieder bei. Den jeweiligen Stimmen im Hintergrund nach zu urteilen nutzten die japanischen Verwandten das permanente Palaver, um ein paar Sätze Deutsch zu lernen. Scheinbar wurde Shizukas plötzliche Technikaffinität mit Humor genommen.

Fazit: Es gibt nichts besseres gegen Heimweh als ein Smartphone. Und Action: Zwei Schwimmbadbesuche, einmal Boulderhalle, zweimal Strand, ein Filmabend, abendliches Feuerwerk und dann noch Zoo – und das alles in fünf Tagen. Als die drei wieder zu Hause waren, brauchte der arme Papa erstmal Urlaub. :-)

Mittwoch, 10. August 2016

Trauer

Shizuka ist nun seit einigen Tagen wieder zurück in Japan. Sie hat, wie wir alle, die Zeitverschiebung ganz gut weggesteckt und ist wieder gut im heißen japanischen Sommer angekommen. 

Aber sie trauert. Die beiden besten Freundinnen sind nicht mehr da, sie sind zurück nach Deutschland gegangen. Und die japanische Freundin ist in Kumamoto, Oma besuchen. Nichts ist mit der kleinen Dame anzufangen: Schwimmen ist doof, Klettern ist doof, Spielplatz ist doof, Fahrradfahren ist doof. Das einzige, was sie wirklich gerne tut im Moment, ist am Strand herumhängen. Dort baut sie mit der kleine Schwester Burgen, sammelt Muscheln, spielt Fußball und schwimmt im Meer. Wenn wir nicht zum Strand gehen, verbuddelt sie sich in ihrem Zimmer und liest. Sie ist kaum ansprechbar. 

Es tut in der Seele weh, wenn Kinder trauern.

Freitag, 5. August 2016

Drei Wochen Deutschland – die Zusammenfassung

So ein Heimataufenthalt ist nett. Oma verwöhnt mit selbstgekochtem Essen, der Hund kriegt sich vor lauter Wiedersehensfreude gar nicht mehr ein, die Pferde am Reiterhof reagieren genauso verrückt, und es gibt einfach jeden Tag hunderttausend Abenteuer zu erleben. So müssen Sommerferien sein, nicht? Bei uns waren sie so, zumindest drei Wochen lang. Und weil ich selbst die Zeit in Deutschland auch genossen habe, meistens offline war und ganz viel mit den Mädels und der Familie unternommen habe, gibt es hier nur eine kurze Zusammenfassung. Also: Zur Nachahmung empfohlen, die besten Sommerferien überhaupt!


  • Mit Opa eine Cajon gebaut und spielen gelernt. Dauer: 2 Wochen. Kosten: ca. 40 Euro. Maßgeschneiderter Spezialrucksack aus einem alten Samtvorhang von Mama spendiert, das Ding kam mit nach Japan und steht jetzt im Wohnzimmer. Zur Freude der Nachbarn. Und wir wissen jetzt, was ein Snare-Teppich ist.
  • Fünfmal im Freibad gewesen und dreimal im Hallenbad. Dauer: Insgesamt sieben ganze Tage. Kosten: ca. 30 Euro Eintritt. Die kleine Schwester kann jetzt schwimmen und tauchen, und Shizuka hat Schwimmhäute zwischen den Zehen.
  • Drei Tage auf dem Reiterhof verbracht: Ausritte, voltigieren, Mähne einflechten, Pferde striegeln, Hund verwöhnen, Ziegen streicheln, Äpfel verfüttern. Kosten: hoch. Dauer: jeweils mehrere Stunden. Nutzen: Unbezahlbar.
  • Oma das tolle Keksrezept mit Karamell verraten und nachbacken lassen. Kosten: ca. 10 Euro für Backwaren. Dauer: eine Stunde Küche verwüsten, zwei Stunden Küche aufräumen, zwei Wochen Kekse mampfen. Eine Dose ging an den Onkel zum Namenstag. Wohl bekomm's!
  • Mamas altes Skateboard aus dem Keller geholt, saubergemacht und springen geübt. Kosten: Großpackung Heftpflaster. Dauer: zwei Wochen, die restliche Zeit hat es geregnet. Resultat: Staunende Nachbarn, pikierter Papa, zwei kaputte Jeans, offene Knie und die geilsten Fotos überhaupt.
  • Shizukas altes Fahrrad aus dem Geräteschuppen geholt und geputzt für die kleine Schwester. Kosten: ein Eimer Wasser und ein Schwamm. Dauer: zwei Wochen, dank Regen nicht mehr. Resultat: Die Kleine kann radfahren. Und Oma hat Angst.
  • Dreimal im nahen Indoor-Spielplatz gewesen, zweimal davon mit Minigolf, bester Freundin und Cousin. Kosten: akzeptabel. Dauer: jeweils tagesfüllend. Ergebnis: müde Kinder und Mama.
  • Die ersten drei DVDs "Die wilden Kerle" gekauft und mit dem Cousin geguckt. Kosten: 10 Euro (gebraucht). Dauer: drei verregnete Abende. Resultat: Shizuka hat mit dem Cousin im Garten Fußball spielen gelernt.
  • Mit Opa das große Trampolin im Garten aufgebaut und täglich gespielt. Kosten: Opa fragen. Dauer: Aufbau 2 Stunden, Spaß unendlich. Resultat: wackelige Knie und müde Kinder.
  • Mit Oma und Opa die Beerensträucher im Garten geräubert. Kosten: Sonne und Regen. Dauer: täglich unzählige Male. Resultat: satte Kinder mit bunter Beerensoße im Gesicht.
  • Mit Opa zur Ulsterquelle gelaufen. Dauer: 3 Stunden. Kosten: null. Resultat: viele viele seltene Pflanzen (zum Beispiel die hier)gesehen, Vögel beobachtet, Opa glücklich gemacht.
  • Mit Opa und Oma zur Großen Nalle gelaufen. Basaltsteinbruch bestaunt, Basaltsäulen gesehen, die Hände in wildem Thymian gerieben, Hummeln aus nächster Nähe beobachtet und von einem Gewitter überrascht worden. Kosten: eine kurze Autofahrt. Dauer: ein Nachmittag. Resultat: nasse Klamotten, Vulkanismus-begeisterte Kinder und duftende Hände.
  • Mit der besten Freundin und deren Familie die Rhön-Arche besucht. Kosten: nicht der Rede wert. Dauer: ein Tag. Resultat: müde Kinder, neue Erkenntnisse über Fledermäuse, Libellen und Schmetterlinge beobachtet, Frösche mit der Hand gefangen, Eidechsen entdeckt, Hummeln beim Pollensammeln zugeschaut, Bäume gestreichelt (und die Unterschiede in der Rinde entdeckt).
  • Beim DAV Fulda einen Trainer für einen Boulderkurs gebucht. Kosten: 50 Euro. Dauer: drei Stunden. Resultat: Wir wissen jetzt, was Tischbouldern ist und brauchen unbedingt einen Bouldertisch! Außerdem Muskelkater, Schwielen auf den Schwielen an den Händen und noch mehr Muskelkater. Sehne am Ellenbogen verletzt – für die nächsten Wochen getapt.