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Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachten in Farbe?

Weihnachten ist bunt. Kunterbunt. Bunt wie ein Regenbogen, bunt wie ein Farbkasten. Zumindest für mich, denn ich sehe bunte Lichter überall in der Stadt, die bunten Zuckerstangen beim Weihnachtsmarkt, einen grünen Baum, bunte Kugeln am Baum, bunte Lichterketten am Balkon von unseren Nachbarn und sogar bunte Schokokugeln im Adventskalender. Weihnachten fühlt sich nicht nur gut an, Weihnachten riecht auch gut. Nach Lebkuchen, frisch gebackenen Plätzchen, Tannenbäumen, Kerzen, Mamas Handcreme mit Bienenwachs. Nach heißer Honigmilch. Und nach Tonjiru - das ist eine Art Eintopf, der in Japan immer im Winter gegessen wird. Weihnachten hört sich auch an, und zwar auch gut. "Alle Jahre wieder" und "In der Weihnachtsbäckerei" und "Morgen kommt der Weihnachtsmann" und "Dicke rote Kerze". Dieses Jahr auch nach Mama am Klavier. Und nach Glocken und Glöckchen, Knistern von Kerzenflammen und dem Rascheln von Christbaumzweigen.

Ich war vor zwei Wochen mit meiner Mama und einem Freund in der Experimenta in Heilbronn. Dort gibt es im Stockwerk "Netzwerk und Kommunikation" eine Schreibmaschine, die haut Löcher ins Papier. Das ist eine Schreibmaschine für Blindenschrift. Blinde können auch lesen, nur dass die Bücher Knubbel statt Buchstaben haben. Mama hat meinen Namen getippt. Und dann habe ich meinem Papa einen Brief getippt. Das war ganz schön schwer, denn alle Buchstaben im Alphabet werden mit sechs Punkten gebildet, die immer anders geordnet sind in einem Raster. Gar nicht so einfach. Papa hat einen ganzen Abend mit Wikipedia gebraucht, um den Brief zu lesen. Und natürlich waren ein paar Schreibfehler drin.

Gestern Abend habe ich ein Buch aus der Stadtbücherei gelesen, das in Buchstaben und in Braille geschrieben ist: Das schwarze Buch der Farben. Es geht darum, dass die Welt eigentlich ganz bunt ist. Aber das Buch ist schwarz, die Seiten sind schwarz. Mit glattem Lack sind auf das matte Papier Muster und Gegenstände gemalt, die man fühlen kann. Und man kann die Sätze auch mit den Fingern lesen, denn alles ist mit Buchstaben und mit Blindenschrift geschrieben. Das ist spannend. Denn ein Buch über Farben ist für blinde Leute doch eigentlich Quatsch, oder? Mama hat mir erklärt, dass manche Menschen nicht blind geboren werden, sondern schon Farben kennen und wissen, wie Dinge aussehen, weil sie erst später durch eine Krankheit oder einen Unfall blind geworden sind. Das ist bestimmt schwer. Wie erklärt man aber den anderen, was Farben sind? Wie Rot aussieht? Das einem bei Blau ein bisschen kalt wird? Dass Gelb nach Sonne und Meer riecht? Dass Grün sich wie frisches, feuchtes, glattes Gras anfühlt? Dass Braun zwischen den Fingern krümelt wie leicht muffig riechende Gartenerde? Dass Lila nach Flieder riecht und sich anfühlt wie die glatten Blüten von Veilchen? Dass Weiß eigentlich gar nicht Weiß ist, sondern Licht, das mit einem Stück Glas in einen Regenbogen verwandelt werden kann? Das ist echt schwer.

Mama hat gesagt, dass ich mit meinen Fragen die meisten eigentlich schon beantwortet habe. Weil Rot eben wirklich so aussieht wie Erdbeeren und Tomaten schmecken, es warm macht und nach Himbeersirup riecht. Dass Blau wie Heidelbeeren schmeckt, ein bisschen kühl und nass ist und immer nach Winter riecht. Dass Grün sich wie Gras anfühlt, vielleicht auch danach riecht, aber ganz sicher wie Salatgurke schmeckt. Und so weiter. Das ist doch dann eigentlich wie sehen, oder? Wenn man so genau weiß, wie die Farben sind. Wenn ich "Rosa" denke, sehe ich auch nicht einen riesigen rosa Flecken vor meinen Augen, sondern höre Schweine grunzen, rieche Zuckerwatte und schmecke Himbeeren. Und das ist so, obwohl ich sehen kann. Das Buch ist übrigens total cool, das müsst Ihr unbedingt auch mal lesen! Aber erst nach Weihnachten, denn bis dahin habe ich das ausgeliehen. :-)))

Frohes Fest und gesegnete Feiertage mit viel Lebkuchenduft, Tannenzweigen (ohne Pieksen) und heißer Schokolade!

Montag, 23. Dezember 2013

Da-ru-ma-san! (Teil 3)

Am Morgen kommen Kinder zum Tempel. Zusammen mit ihren Eltern laufen sie durch den Schnee, bewerfen sich mit weißen Bällen und lachen.

"Da, da schau mal! Yukidaruma! Ein Schneemann!" ruft ein Junge. Er deutet auf die kleine weiße Gestalt und läuft los. Lachend und johlend folgen ihm andere Kinder, werfen ihre Schneebälle nun auf das weiße Schneehäufchen vor ihnen. "Stopp!" Der Junge bleibt stehen und wischt die zerkrümelten Schneeballreste von der kleinen Figur. Er stemmt die Hände in die Hüften, geht einen Schritt rückwärts und blickt die Gestalt fachmännisch an. Dann lacht er auf und malt mit flinken Fingern ein Gesicht auf die obere Halbkugel. Ein griesgrämiges, miesepetriges Gesicht mit halbgeschlossenen Augen.

"Shi, shizuka ni - yukidaruma-san ga shikatteru! Sch, leise - der Schneemann schimpft!" Lachend laufen die Kinder weiter und lassen den derart verzierten Schneemann alleine zurück. Als es ruhiger wird, zwinkert die kleine Schneefigur mit den Augen. Der kleine Mann versucht, die Falten aus den Augenwinkeln herauszudrücken und den Mund zu einem Lachen zu verziehen. Das geht nicht. Die Grimasse ist festgefroren. Brummelnd dreht sich das übellaunige Männchen um und wackelt zu einer Ecke des Hofes. Dort lässt es sich nieder und blickt böse um sich.

Ein kleines Mädchen kommt, mit einem roten Ball unter dem Arm. Neugierig schaut es den unglücklichen weißen Schneehaufen an. Es wischt das Gesicht ab und zeichnet mit dem Finger ein neues auf. Dann legt es den Kopf schief, schaut glücklich auf das Kunstwerk im Schnee und ruft seiner Mutter zu: "Yukidaruma-san ga waratteru! Der Schneemann lacht!" Dann wirft das Kind den Ball durch den Schnee und läuft hinterher, weg vom Schneemann, um den Tempel herum und davon.

Der kleine Mann wischt sich verzweifelt über sein Gesichtchen. Dass ihm aber auch immer die Kinder da herein fassen müssen! Das Lachen will nicht verschwinden, es gluckst und kollert in seinem Bauch, es schüttelt ihn, und schließlich fällt er lachend um und liegt im Schnee. So ein Spaß! Aber dass die Grimassen auf seinem Gesicht auch immer gleich festfrieren müssen! Der Schneemann kugelt vor Lachen auf dem Boden und wischt sich verstohlen einige Tränen aus dem Gesicht. Hohoho, so ein Spaß! So ein Unsinn, ein lachender Schneemann! 

Es wird schon fast wieder dunkel an diesem Tag im Winter. Der Schneemann liegt immer noch auf dem Boden und lacht, er kann einfach nicht aufstehen. So komisch ist das alles! So witzig! So weiß rundherum! Hahaha! Es kollert und gluckert und kichert und lacht in der Ecke des Tempelshofs, und das hört die ganze Nacht über nicht mehr auf. Der kleine Schneemann kichert und grinst, schnaubt und kugelt über den Boden. Im Schnee. Immer wieder, hin und her, das Lachen schüttelt ihn durch, er kann sich einfach nicht helfen.

Am Morgen sehen die Menschen die seltsamen Spuren im Schnee. Sie können sich nicht erklären, was da passiert ist. Zu seltsam sieht das aus, und dann kichert da auch noch eine gespenstische Stimme ... Niemand ist zu sehen in diesem Teil des Tempelhofs, und es ist so unheimlich mit dem Lachen, den Spuren im Schnee ...

Sonntag, 22. Dezember 2013

Da-ru-ma-san! (Teil 2)

Patsch!

Patsch!

Patsch!

Das kniehohe Häufchen Schnee ist halbrund festgefroren. In der Nacht schneit es mehr, und jetzt rutscht immer wieder Schnee vom Dach herunter. Auf dem Häufchen bildet sich ein neuer Schneehaufen, wieder halbrund, aber kleiner. Fast wie ein Hocker mit einem weichen weißen Kissen darauf sieht er aus, der Schneehaufen neben dem Tempel.

Patsch!

Noch eine Ladung. Der Schneehaufen wackelt. Er schwingt leicht nach rechts, leicht nach links, und wieder zurück. Hüfthoch liegt der Schnee nun da.

Patsch!

Es knirscht.

"Aua!" Eine kleine runde weiße Gestalt blickt nach oben - und sieht noch eine Ladung Schnee herunterfallen.

Patsch!

"Hee, aufhören!" Ärgerlich wischt sich die kleine Gestalt Schnee aus dem Gesichtchen. Sie schaut nach oben und wackelt einen Schritt zur Seite, als noch mehr Schnee vom Dach fällt.

Patsch!

Das weiße Männchen rappelt sich ungelenk hoch, sieht wieder in den Himmel und schimpft laut: "Wer wirft denn hier mit dem Zeug herum? Das ist gefährlich! Ich könnte verletzt werden! Sofort aufhören!" Es schneit immer noch. Die kleine Gestalt stemmt sich mühsam auf viel zu kurzen Beinchen hoch und wackelt ein Stück vom Tempel weg. Mitten im Hof setzt sie sich in den Schnee. Dort bleibt sie sitzen, mit ärgerlichem Gesicht. Es schneit und schneit und schneit. Fast ist sie nicht zu sehen, die kleine Figur da mitten im Tempelhof, weit entfernt von den Laternen, die die Ränder des Hofs und die Gehwege ausleuchten.

Samstag, 21. Dezember 2013

Da-ru-ma-san! (Teil 1)

Schnee fällt leise auf die Erde. Vor einigen Tagen hat es angefangen zu schneien, mitten in der Nacht. Zuerst nur ein wenig, dann mehr. Das schwarze Dach hat weiße Punkte bekommen, dann weiße Flecken, und schließlich hat eine weiße weiche Decke darauf gelegen. Auf dem hohen roten Torbogen türmt sich der Schnee. Die Bäume im Park erblühen weiß, seitdem sich das gefrorene Wasser auf ihre dunklen und kahlen Äste legt. Kein Gras ist mehr zu sehen in dem weiten Park, und die sauber gerechten Wege sind unter Schnee verschwunden. Kleine und große Fußabdrücke ziehen sich durch die weiße Fläche und zeigen, wo unter dem Schnee die Wege verlaufen. Zu sehen sind die Wege und Blumenbeete und das Gras unter dem Schnee nicht mehr. Und es fällt immer noch mehr Schnee. Viel mehr Schnee.

Die Brücke zwischen Stadt und Garten ist unter einer weißen Schicht verschwunden, das hohe Geländer mit den steinernen Laternen weiß bedeckt. Und die Hochhäuser in der Ferne sind durch das Schneegestöber nicht mehr zu sehen. Wie eine Insel liegt der Park da, die Stadt rundherum ist verschwunden. Die Straßen der Stadt sind unter einer weiß-grauen Decke versteckt. Der ganze Schmutz und Müll, der hier normalerweise herumliegt, ist im Schnee versteckt. Sauber sieht es aus. Und auch die Häuser sind im Schnee versteckt, ihre kleinen Gärten, die steinernen Figuren an den Straßenrändern. Und die Stadt ist leise geworden, denn der Schnee dämpft alle Geräusche. Keine Vögel sind zu hören, außer den immer anwesenden Krähen, die sich im Müll um Essensreste streiten. Eichhörnchen huschen am Rand des Parks entlang, suchen nun auch auch im Schnee nach Futter.

Die Schritte der Besucher knirschen leise, wenn sie über den weiten Hof des Tempels laufen. Der Schnee drückt sich sacht unter ihren Füßen zusammen, die Spuren bleiben noch lange sichtbar, wenn die Menschen schon längst wieder verschwunden sind. Und auch der lange Nachhall der Tempelglocke klingt einsam und verloren. Selten erschallt sie in diesen Tagen, zu kalt ist es den Menschen, um durch den Park zu gehen.

Patsch!

Eine dicke Ladung Schnee rutscht vom geschwungenen Dach herunter, gerade über die glasierten Ziegeln, und fällt vorbei an geschnitzten Dachbalken und kalten Holzpfeilern auf den Hof.

Patsch!

Eine zweite Ladung Schnee rutscht hinterher. Das kleine Häufchen auf dem Hof ist fast kniehoch und halbrund.

Patsch!

Noch ein Arm voll Schnee landet auf dem Boden.

Und dann passiert gar nichts mehr, für den Augenblick. Es wird früh dunkel in dieser großen Stadt, im Winter zünden die Priester bereits nachmittags die zahllosen Laternen um den Tempel herum an. Ein sanftes, gelbes Licht schließt den Tempel ein, dessen dunkles Ziegeldach nun an einigen Stellen durch die Schneedecke scheint. An den verschneiten Wegen entlang zieht sich die Reihe gelb und rot leuchtender Laternen durch den Park. Der Schnee wirft den warmen Schein zurück, und es funkelt und glitzert wie Edelsteine.


Die Geschichte hat Mama für einen von ihren Filzkursen geschrieben. Ich mag die eigentlich ganz gerne, deshalb teile ich die hier mit Euch. Wenn Ihr die Geschichte ganz lesen wollt, müsst Ihr in den nächsten Tagen immer mal wieder hier vorbeischauen. Die ist nämlich lang!

Freitag, 20. Dezember 2013

Der Weihnachtsmann - oder Nikolaus?

Wir hatten gestern einen Lesetext in den Hausaufgaben, der war ziemlich cool. Es ging um ein Mädchen, das in der Schule von den Freunden erzählt bekommt, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Sie soll doch am Weihnachtsabend, kurz bevor der Weihnachtsmann zur Bescherung hereinkommt, mal in den Flur gehen und gucken, ob da wer ist. Ein Onkel, oder ein Opa oder so. Sie guckt, und sie sieht, wie ihr Papa sich einen langen weißen Bart umhängt und einen roten Pelzmantel anzieht. (Welches Tier hat roten Pelz? Warum sollte der Weihnachtsmann etwas aus totem Tier tragen?) Sie sagt dann: Na klar - mein Papa ist der Weihnachtsmann! Aber der wäre ja schön blöd, das ganze Jahr über als Weihnachtsmann herumzulaufen. Also verkleidet er sich mit Anzug und Hemd und Jeans. Armer Papa, kann nur am Weihnachtsabend einmal im Jahr er selbst sein. Und immer dann, wenn die Klassenkameraden künftig erzählen, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt, muss das Mädchen lächeln und denkt ganz heimlich und leise bei sich "Wenn Ihr wüsstet ..."

Ich mag die Geschichte. Es gibt natürlich keinen Weihnachtsmann - das glauben nur die Amerikaner. Die nennen den Santa. Aber wenn es ihn gäbe, dann wäre das doch so voll korrekt. Der Weihnachtsmann ist bestimmt nicht so dumm und läuft das ganze Jahr über als Weihnachtsmann herum. Der weiß bestimmt, dass es besser ist, wenn er sich verkleidet. Sonst würden ihm die Leute immer auf den Keks gehen. Und nach Geschenken fragen. Und Fotos mit ihm machen wollen und so. Außerdem sind Zottelbart und Pelzmantel im Sommer total unpraktisch. Wenn es den Weihnachtsmann also gäbe, wäre das bestimmt ein ganz normaler Mann, der sich nur am Weihnachtsabend zu erkennen gibt.

Aber irgendwie ist doch jeder Papa, jeder Onkel und jeder Opa und jeder Bruder so ein bisschen Weihnachtsmann. Natürlich nicht, weil die Männer sich verkleiden können mit Bart und so. Sondern so halt. Jeder Papa erfüllt Wünsche. Jeder Papa achtet darauf, ob die Kinder sich gut benehmen und schimpft, wenn sie nicht artig sind. Und jeder Papa schenkt gerne. Und jeder Opa ist auch ein Papa. Fast jeder Onkel ist irgendwann mal ein Papa und später ein Opa. Und jeder Bruder kann später mal Papa, Onkel oder Opa oder alles drei werden. Rasieren müssen sie sich auch alle. Und wenn sie alt werden, werden die Haare weiß. Auch im Gesicht. Und jeder Papa will die Welt ein bisschen besser machen. Meiner zum Beispiel. Der hat vor zwei Jahren ganz viel Geld für Japan gespendet, wegen dem Erdbeben. Und letztes Jahr hat er ganz viel Geld ein Land in Südamerika gegeben, weil dort so viele Kinder keine Familie haben und auf der Straße leben. Davon wird ein Kinderhaus gebaut. Und dieses Jahr hat er ganz viel Geld auf die Philippinen geschickt, wegen dem Taifun. Damit die Menschen Essen und sauberes Wasser und Medikamente bekommen können. Mein Papa ist also auch ein Weihnachtsmann. Und Deiner? 


(Ist meine Mama eine Weihnachtsfrau, weil sie sowas auch macht?)

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Ein Baum!

Papa hat am Freitag einen Weihnachtsbaum gekauft. Einen ganz echten, lebenden Nadelbaum. Mama sagt, der heißt Nordmanntanne, aber ich weiß gar nicht, ob das wirklich ein Mann ist. Gibt es das, bei Pflanzen? So richtig meine ich, Männer und Frauen, die unterschiedlich aussehen? Ich glaube nicht.

Jedenfalls haben wir jetzt einen Weihnachtsbaum auf dem Balkon stehen. In einem Weihnachtsbaumständer, aber ohne Weihnachtsbaumschmuck. Normalerweise kommen nachts, wenn wir schlafen, kurz vor Heiligabend ein paar Engel zum offenen Fenster herein und schmücken den Weihnachtsbaum für uns. Wenn wir am nächsten Morgen wach werden, steht der fertig geschmückt im Wohnzimmer. Die Lichter dürfen wir allerdings erst am Heiligabend anmachen. Sagt Mama. Dieses Jahr waren die Engel noch nicht da. Ich will auch gar nicht, dass die kommen. Ich will den Baum diesmal selbst schmücken. Oder zumindest helfen. 

Mama hat gesagt, das ist okay. Aber nur, wenn wir schneller sind als die Engel. Wir haben vorsichtshalber schon einmal den Christbaumschmuck aus dem Keller geholt, damit die den da nicht finden. Der steht jetzt im Wohnzimmer. Und wir waren einkaufen. Weil meine kleine Schwester so furchtbar neugierig ist und alles immer anfassen und aufessen will, gibt es dieses Jahr keine Glaskugeln am Baum. Mama sagt, das ist doof, wenn wir Großen uns über den Baum freuen, und die Kleine kriegt nur geschimpft und darf nicht anfassen. Also haben wir ganz viele Strohsterne und Strohengel und Strohzapfen und Strohkugeln und Strohrentiere gekauft. Und einen Stern, der aus Weidenzweigen geflochten ist. Das sieht bestimmt total schön aus, wenn der Baum ganz mit Stroh geschmückt ist. Aber der glitzert und glänzt dann eben nicht so viel wie sonst. Die Glaskugeln reflektieren immer die Lichter von den Kerzen, und das fehlt dieses Jahr. 

Am Samstag dürfen wir den Baum vom Balkon herein holen, hat Mama gesagt. Ich freu mich schon so! Und ich werde ganz sicher ein Bild machen mit meinem Fotoapparat und das nach Japan schicken. Denn meine Oma dort hat keinen Weihnachtsbaum. In Japan gibt es nicht so viele Bäume, auf den ganzen kleinen Inseln ist nicht so viel Platz. Außerdem feiern die Leute in anderen Ländern Weihnachten ganz anders als hier. In Spanien gibt es auch keinen Weihnachtsbaum, haben wir in der Schule gelernt. Und in Griechenland kriegen die Kinder erst am Dreikönigstag Geschenke. Naja, bei uns gibt's da auch nochmal Geschenke - weil Papa am Dreikönigstag Geburtstag hat.

Montag, 16. Dezember 2013

Schnee und Salz

Ich habe Experimentierkarten zu Hause. Und da steht auf einer Karte drauf, dass man mit Salz Kristalle züchten kann. Dazu muss ich in einer kleinen Tasse warmem Wasser so viel Salz auflösen, wie sich da nur eben so auflöst. Dann gieße ich das Zeug in eine flache Schale und leg ein Stück schwarze Pappe rein. Nach ein paar Tagen ist das Wasser verdunstet und auf der Pappe ist eine weiße Schicht Salz. Wenn Mama das mit dem Handy fotografiert und wir uns das Bild vergrößert angucken, sieht das total cool aus. Das ist nämlich gar nicht einfach nur eine weiße Schicht, sondern das sind richtig schöne geometrische Muster. Und die glitzern. Viele von den Salzkristallen sind einfach nur viereckig. Aber manche sehen richtig schön aus: Wie Eisblumen am Fenster. Oder eine Schneeflocke, wenn man ganz genau hinguckt. Ich glaube, dass das Wasser bei Eisblumen und Schneeflocken auch zu Kristallen wird. Aber wenn man Wasser in einer Plastiktüte ins Gefrierfach packt, funktioniert das nicht.

Mama hat mit mir letztes Jahr ein ganz anderes Experiment gemacht. Wir haben mit Wasserfarben Wasser bunt gemacht. das haben wir in einen Eimer gegossen und ein hohes Glas reingestellt, das außen mit ein bisschen Butter eingepinselt war. Da waren Steine drin, so dass das Glas im Wasser im Eimer bis fast auf den Boden untergeht, aber oben musste es ein bisschen rausgucken. Dann haben wir den Eimer ein paar Tage im Winter auf den Balkon gestellt. Das Wasser ist gefroren. Den Eisblock haben wir aus dem Eimer genommen und auf die Bank auf dem Balkon gestellt, mit einer Kerze in dem Loch vom Glas. Und das Kerzenlicht, das durch das bunte Eis geschienen ist, sah auch ein bisschen wie Kristallmuster aus. 

Sonntag, 15. Dezember 2013

Zeitzonen

In Japan ist es früher heute als hier. Also, wegen der Zeitverschiebung. Im Winter sind das acht Stunden Unterschied - wenn japanische Kinder morgens ihren Adventskalender aufmachen, dann liegen wir gerade erst im Bett und haben unser Gute-Nacht-Gebet gesprochen. Naja, bei großen Kindern zumindest. Ich geh früher ins Bett abends, nicht erst um zehn.

Überall auf der Erde gibt es die Zeitzonen. Wenn man die Erde sieht, dann kann man sich einen großen Apfel denken, der von oben nach unten, also vom Stiel bis zu den Haaren, in Schnitze geteilt wird. Vierundzwanzig Stück. Und jeder Schnitz ist eine Zeitzone. Das ist eigentlich ganz einfach, denn die Erde dreht sich ja, und da kann es gar nicht überall gleichzeitig hell und Tag sein - das braucht Zeit, bis sich so ein riesiger Ball wie die Erde einmal um sich selbst gedreht hat und die Sonne überall einmal hin scheinen konnte. Vierundzwanzig Stunden etwa. Voll logisch, dass es dann acht Stunden dauert, bis die Erde Japan von der Sonne weg und Deutschland hin gedreht hat. Im Sommer sind das nur sieben Stunden, denn in Deutschland werden zweimal im Jahr die Uhren um eine Stunde verstellt. In Japan nicht, und die Sonne weiß das auch nicht, und die Erde dreht sich deshalb nicht schneller oder langsamer. 

Aber praktisch ist das mit den Zeitzonen schon. Denn so haben die Engel am Heiligabend vierundzwanzig Stunden Zeit, um einmal um die Erde zu fliegen und die Geschenke zu verteilen. Wenn überall gleichzeitig Heiligabend wäre, könnten die das nicht schaffen. Also fliegen die einfach mit der Sonne, oder eher mit der Dämmerung, denn die Geschenke gibt es ja spätnachmittags, abends oder nachts, wenn die Leute in der Christmette sind. Und mit dem Adventskalender funktioniert das auch so, und mit dem Nikolausstiefel. Glaube ich. Aber in manchen Ländern kriegen die Kinder auch erst am Dreikönigstag Geschenke - da haben die Engel am sechsten Januar noch mal richtig viel zu schaffen. Bei uns nicht, denn am sechsten Januar hat nur der Papa Geburtstag, und für die Geschenke sind Mama und ich da. 

Samstag, 14. Dezember 2013

Bestimmt ein Apfelschimmel!

Ich hab noch mal über das Lied Jingle Bells nachgedacht. Und ich glaube, dass ein Apfelschimmel den Schlitten zieht. Das ist mit Sicherheit ein großes Pferd, ein sehr großes, starkes Pferd. Und wenn ich mir so ein Winterbild mit Schnee und Wald denke, mit großem, offenen Holzschlitten und zwei oder drei Kindern, die da in Decken gewickelt drin sitzen, dann gehört da ein Apfelschimmel davor. So einer, der richtig arg getupft ist und nicht nur ein bisschen. Mit schwarzer, langer Mähne und einem schwarzen Schweif. Mit lauter kleinen Glöckchen am bunten Halfter, wie ein Harlekin mit den Glöckchen an der Mütze. Und natürlich gibt es einen warmen Fußsack im Schlitten, mit Schaffell. Die Kinder haben bestimmt keine Handschuhe an, sondern haben einen Muff. Und große Bommelmützen und Schals. Man sieht bestimmt den Atem vom Pferd in der Luft dampfen. Und ich glaube, dass das Lied von abends erzählt, wenn es schon dunkel wird und ein bisschen neblig ist. Wenn überall die Lichter brennen und die Häuser ganz warm aussehen. 

Mit einem Braunen oder einem Rappen würde das irgendwie komisch aussehen. Und ein Schimmel passt irgendwie nicht so ganz. Schlittenpferde müssen sich im Winter doch nicht tarnen! Den würde man total schlecht sehen, den Schimmel, wegen dem vielen Schnee rundum. Aber einen Apfelschimmel, den sieht man. So ein bisschen zumindest, denn der ist ja auch weiß. Die Tupfen sieht man, und Mähne und Schweif und Nüstern und Augen. Das wirkt so ein bisschen neblig dann, so wie nur eine Idee von einem Pferd und nicht ein ganzes Pferd, und das passt viel besser in die Winterlandschaft. Denn wenn überall Schnee liegt, dann sieht man da ja auch nicht so richtig, wie die Landschaft aussieht. Nur so ein bisschen. Wie in einem Traum, nicht so ganz wirklich.

Freitag, 13. Dezember 2013

Die Sache mit den Engeln

Weihnachtszeit ist Engelzeit. Irgendwie sind die immer und überall unterwegs, schmücken Fenster, Wohnzimmer, füllen Nikolausstiefel und bringen Adventskalender. Sie stellen Weihnachtsbäume auf, schmücken Weihnachtsbäume, klauen kleine Geschenke aus Mamas Schublade. Ja genau, die klauen! Mama hat mir schon öfter kleine Wünsche erfüllt und hat die Sachen gekauft, die ich mir gewünscht habe. Die hat sie dann zu Hause im Schlafzimmer in die Schublade gesteckt. Sie hat gesagt: Das ist gut, dass Du Wünsche hast. Dann weiß ich, womit ich Dir eine Freude machen kann, wenn ich mal ein Geschenk für Dich brauche. Normalerweise schimpft Mama irgendwann rum, dass sie die Sachen nicht mehr findet, und dann sind die im Adventskalender oder im Nikolausstiefel oder unter dem Weihnachtsbaum. Ich glaube, dass alle Mamas so eine Schublade haben. Und ich glaube, dass das gut ist - denn das spart den Engeln Weihnachten eine ganze Menge Arbeit. Schließlich haben die viel zu tun, mit den ganzen Kindern überall, die Geschenke brauchen.

Naja, nicht bei allen Kindern machen das die Engel. Manchmal machen das die Eltern. Oder die Tanten oder Omas oder Geschwister. Oder die Familien machen das zusammen. Ich glaube, dass die Engel Weihnachten gar nicht für alle sorgen können. Sie sorgen für die Kinder, die an sie glauben. In den Häusern, wo die Eltern und Tanten und Geschwister glauben, dass Weihnachtsgeschenke und Adventskalender ein Job für Engel ist. Bei einem Freund von mir läuft das nämlich ganz anders: Die sind drei Leute in der Familie, und jeder packt vier Adventskalenderpäckchen für jeden anderen, es gibt also nur einen großen Adventskalender für alle. Das ist schön, wenn jeder die anderen beschenkt und an sie denkt und sich Mühe gibt, und das bringt bestimmt ganz ganz viel Weihnachtsfreude - in so einer Familie müssen sich die Engel nicht um die Adventskalender kümmern.

Ich habe mir dieses Jahr eigentlich einen Adventskalender mit Büchern drin gewünscht. Das gibt es von Ravensburger, den habe ich im Buchladen gesehen. Mama hat gesagt, dass sie den kaufen kann - wenn sie kurz vor dem ersten Dezember sieht, dass noch kein Adventskalender im Kinderzimmer aufgetaucht ist. Damit war ich einverstanden. Denn ganz ehrlich: Die Engel haben jedes Jahr viel bessere Ideen für den Adventskalender als meine Mama. Letztes Jahr zum Beispiel hatte ich einen Adventskalender, der Mama und mich dazu gebracht hat, einen Puppenherd aus Holz zusammen zu bauen. Da waren Arbeitsanweisungen drin und Geld für Holz und Nägel und so Zeug. Total klasse - auf sowas kommt Mama bestimmt nicht. Und dieses Jahr hatte ich auch schon ganz coole Sachen da drin. Wie die Gemüsekarten. 

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Rappe, Schimmel oder Fuchs?

Mama hat heute Mittag wieder am Klavier gesessen. Und ich habe das Lied sofort erkannt: Sie hat Jingle Bells gespielt. Wir haben zusammen etwa zehn Minuten gesungen, das war schön. Was für ein Pferd zieht den Schlitten? Ich meine, "in a one horse open sleigh", das klingt doch ganz spannend - aber was für ein Pferd ist das? Das Lied ist prima, wenn man das singt und hört, dann sieht man viel Schnee vor sich, ein bisschen Nadelwald, und einen riesigen Holzschlitten mit glänzenden Metallkufen. Das Pferd ist bestimmt stark, ein Kaltblut. Aber was für ein Pferd ist das? Ist das ein Rappe? Oder ein Schimmel? Ein Apfelschimmel sähe da bestimmt komisch aus. Aber ein Falber passt auch nicht so richtig. Meine Mama wusste das nicht. Die hat gesagt, das ist halt einfach ein Pferd, mehr steht nicht im Lied. Was für Pferde ziehen denn Schlitten? Ob Haflinger das können? Die sind braun ...

In meinem großen Weihnachtsbuch ist da ein Haflinger abgebildet. Aber der Schlitten ist größer als das Pferd, das ist also eindeutig falsch, das Bild. Ich will auch mal mit einem Pferdeschlitten unterwegs sein. Das macht bestimmt Spaß.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Voll peinlich

Heute waren Faltkarten mit dem Thema Essen in meinem Adventskalender. Schon cool, die Karten kann man ein paarmal jeweils in der Mitte aufklappen, dann sieht man ganz verschiedene Seiten davon. Alles zum Thema Gemüse eben: Wie heißen Gurken in Frankreich, gehören die zu den Kürbisgewächsen, lauter so Zeug. Und ein Witz:

Was ist grün und rennt durch den Wald?

Für die Lösung bitte unten am Rand vom Text markieren, dann erscheint der Text. :-)))


Ein Rudel Gurken auf der Flucht vor dem Glas. Voll peinlich, der Witz. Aber in der Schule heute kam der cool. Nur Papa hat das nicht verstanden. Vielleicht, weil es in Japan nicht so viel Cornichons gibt.

Montag, 9. Dezember 2013

Kleine Engel 4*

Carmino, hör mir zu.

Und dann erzählt Leonardo. Er erzählt von einem kleinen Jungen, der viele Ideen hatte. Der in einem kleinen Dorf lebte und nie das machte, was er sollte. Der Junge brauchte immer Papier und Stifte, Holz, Nägel und eine Säge. Er hatte so viele Ideen! Er baute. Er baute Spielzeug, das sich bewegen konnte. Er zeichnete Flugmaschinen, die einen Menschen tragen konnten. Und Katapulte. Und er malte. Er malte so wunderschöne Bilder, dass die Menschen ihm Geld dafür gaben. Er malte Engel und Heilige auf Decken und Wände. Er malte Menschen, die beim Ansehen der Bilder dachten, sie würden in einen Spiegel blicken. Er malte Felsen, Seen, Flüsse Bäume und Häuser. Und er malte so schön, dass die Menschen dachten, sie würden ein Stück Himmel sehen. Er wurde älter, und er durfte sein Geld mit dem Malen verdienen. Der Junge war nun ein Mann und brachte anderen Männern das Malen bei. Zusammen malten sie alles, was sie sahen: Menschen, Tiere, Kleidung, Häuser, Blumen und Bäume. Er wurde sehr alt, der Maler. Und als er starb, wurde er in den Himmel geholt, damit das ganze weiße, langweilige Himmelsgewölbe mit den weißen Wolken und den weiß gekleideten Engeln mit seiner Kunst etwas farbiger machen konnte. Aber er konnte es nicht. Denn der Himmel ist der Himmel, und die Erde ist die Erde. Die Engel mögen keine Veränderungen. Der Himmel sollte weiß bleiben. Der alte Engel saß nun alleine und traurig in seinem Raum, den er ganz alleine für sich bekommen hatte, und malte und zeichnete. Er malte und zeichnete alles, an was er sich von der Erde erinnern konnte. Aber niemand wollte seine Bilder sehen. Die Engel interessierten sich nicht dafür, wie es auf der Erde aussah.

Carmino, schläfst Du?

Leonardo ... So traurig. Der arme Engel.

Schlaf gut, Carmino. Morgen ist ein besonderer Tag.

Eine seltsame Geschichte, die mir Leonardo da erzählt hat. Ob die wohl wahr ist? Warum ist mein Kopfkissen eigentlich so hart? Da liegt doch etwas ... Was liegt denn da drunter? Ein Kasten. Holz. Das ist hart. Der war gestern aber noch nicht da. Wo kommt der denn her? Da steckt ein Schlüssel drin ... Was ist da drin? Was ist das für ein Kasten? Mal sehen ... Oh! Das ist ein Farbkasten! Leuchtende, bunte Farben - wie ein Regenbogen, so bunt. Die will ich gleich ausprobieren! Wo ist mein Hemd? Hemd ... Oh, das hab ich schon an. Aber ich habe immer noch kein Papier. Ob mir Leonardo vielleicht. Oh. Die Geschichte. So ein trauriger, armer Engel. Leonardo sieht auch immer traurig aus. Ob er den alten Engel kennt? Aber dann müsste der ja noch irgendwo hier im Himmel sein. Engel gehen nicht weg, nie. Die bleiben immer hier. 



* Die Geschichte "Kleine Engel" ist hier nur in Auszügen wiedergegeben. Sie ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wer die Geschichte zum Vorlesen in kleinem Kreis haben will, wer seine kleinen Engel zu Hause oder die Schulklasse im Deutschunterricht damit verzaubern will, der darf das - ich bitte um eine Mitteilung, dann gibt es die ganze Geschichte im Format .pdf. Per E-Mail. Kommerzielle Nutzung verbitte ich mir. Bei Interesse bitte die Kommentarfunktion nutzen - Mail-Adressen werden nicht veröffentlicht, sondern nach Sendung der Geschichte gelöscht.

Sonntag, 8. Dezember 2013

Die zweite Kerze brennt

Mama hat mir Klaviernoten für Weihnachtslieder gekauft. Die sind ganz einfach, ich habe schon mit ihr zusammen "Morgen kommt der Weihnachtsmann" geübt. Ich habe ja keinen Unterricht mehr, weil meine Lehrerin weggezogen ist - Mama will mit mir alleine Klavier üben. Ich finde das gut, denn ich spiel eigentlich gerne. Und die Weihnachtslieder sind so toll! Wenn ich tüchtig übe, kann ich Weihnachten bestimmt zwei oder drei Lieder spielen. Vielleicht sogar mit Mama zusammen.

Aber jetzt ist schon der Zweite Advent, und ich habe erst einmal Zeit zum Üben gehabt. Ob ich das noch schaffe bis Weihnachten? Meine Tante in Japan spielt auch Klavier. Ai-chan sagen wir immer, weil sie so süß ist. Aber ich habe sie noch nicht Weihnachtslieder spielen gehört. Mama sagt, so richtig wie hier gibt es da kein Weihnachten. Mit Christmette und Baum und Lieder singen und Geschenke und Kerzen und so. Das ist bestimmt ganz traurig für die Kinder, denke ich. Oder vielleicht auch nicht. Denn wenn die das gar nicht kennen, dann wissen sie nicht, wie Weihnachten sich anfühlt. Es ist also für uns traurig, wenn wir daran denken, dass die japanischen Kinder kein Weihnachten haben, weil wir das kennen und wissen, wie schön das ist. Ganz schön schwierig, darüber nachzudenken ...

Kleine Engel 3*

Carmino, Du bist ein Engel.

Nein! Ich will nicht! Das ist langweilig!

Carmino, Engel sind gehorsam. Sie bekleckern sich nicht mit Farben. Sie laufen nicht nackt durch den Himmel, wann sie wollen und wohin sie wollen.

Leonardo ... Leonardo, verstehst Du das denn nicht? Du sagst, hier ist der Himmel! Der Himmel, so wie das Paradies! 

Was meinst Du, Carmino?

Im Paradies sind doch alle glücklich, Leonardo. Ich bin nicht glücklich. Mir ist langweilig!

Geh zurück zu Deiner Gruppe, Carmino. Und nimm Deine Freunde mit.

Ich will nicht!

Hier hat Ihr ein paar frische Hemden. Eure müssen gewaschen werden.

Die anderen vier Engel lächeln Leonardo an. Sie nehmen die frischen Hemden, ziehen sie an, bedanken sich. Und sie gehen zurück zu den Räumen für die Engelkinder. Zu ihrer Gruppe.

Leonardo, ich will kein Engel sein!

Leonardo schaut mich an. Er sieht traurig aus, und so müde.

Carmino, ich habe kein Papier für Dich. Ich darf Dir nicht helfen. Bitte geh zu Deiner Gruppe.

Nein! Warum kann ich nicht zurück zur Erde! Dort gab es immer Farben und Papier. Da musste ich nicht bei der Gruppe bleiben. Da konnte ich malen! Da war nicht alles weiß und langweilig und sauber.

Du bist jetzt ein Engel, Carmino. Engel malen nicht.

Was ist mit Dir, Leonardo? Du hast Papier. Du hast Stifte. Bist Du kein Engel? Du malst doch auch!

Leonardo nimmt mich auf den Arm und trägt mich zum Schlafraum. Er setzt mich auf mein Bett und zieht mir mein Hemd an. Dann schlägt er die Decken zurück und schüttelt mein Kissen auf.

Leg Dich her, Carmino.

Leonardo kniet sich neben mein Bett. Er deckt mich zu und lächelt. Ich habe Leonardo noch nie lächeln sehen. Er sieht sonst immer so traurig aus. Jetzt nicht. Jetzt hat er kleine Fältchen um die Augen. Und glitzernde Sterne tanzen darin. Warum? Ich bin so wütend. So traurig. Was soll ich machen? Ich will doch nur malen! 




* Die Geschichte "Kleine Engel" ist hier nur in Auszügen wiedergegeben. Sie ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wer die Geschichte zum Vorlesen in kleinem Kreis haben will, wer seine kleinen Engel zu Hause oder die Schulklasse im Deutschunterricht damit verzaubern will, der darf das - ich bitte um eine Mitteilung, dann gibt es die ganze Geschichte im Format .pdf. Per E-Mail. Kommerzielle Nutzung verbitte ich mir. Bei Interesse bitte die Kommentarfunktion nutzen - Mail-Adressen werden nicht veröffentlicht, sondern nach Sendung der Geschichte gelöscht.

Samstag, 7. Dezember 2013

Kleine Engel 2*

Mama hat uns in den letzten Tagen abends immer Bücher vorgelesen. Meine Lieblingsgeschichte ist die von Carmino – der ist richtig cool. Ihr könnt hier weiterlesen! 



He Du! Was machst Du da?

Malen.



Warum?

Hmm ... Warum? Weil es Spaß macht?!

Und Dein Hemd? Oh ... Kein Hemd.

Schau mal! - Ich halte mein Bild hoch.

Du, das ist gut! Darf ich ... Hast Du noch mehr Papier? Und Farben? He Du da drüben! Du da! Schau mal!

Wow, cool! Darf ich auch mitmachen?

Wir haben nicht genug Papier ... Und Farben ...

Kommt mit! Ich weiß was!

Wir sind jetzt schon fünf Engel. Malen macht wirklich Spaß! Aber so viel Papier und Farben habe ich nicht. Ich will, dass alle mitmachen können. Und ich weiß, wer uns da helfen kann. Glaube ich.

Leonardo! Leonardo, hast Du Farben und Papier für uns? Leonardo, Du musst uns helfen!

Carmino? Was ist denn mit Dir los? Warum seid Ihr nicht bei den anderen? Und wo sind Eure Hemden?

Leonardo ist mein Freund. Glaube ich. Ich weiß nicht viel von ihm, aber er gibt mir manchmal Farben. Wenn die anderen großen Engel nicht hinsehen. Er macht nie, was die anderen Engel machen. Leonardo ist fast immer alleine. Er hat ein eigenes Zimmer. Eines ohne Fernseher, und ohne Wolken. Da steht ein riesiger Tisch. Und überall liegen Papierrollen und Stifte herum. Ich weiß nicht, was Leonardo macht - aber er muss nicht mit den anderen Engeln fernsehen.

Leonardo, wir brauchen Farben!

Carmino, wo ist Eure Gruppe?

Die sehen fern ... Leonardo, ich will nicht fernsehen! Ich will malen! Verstehst Du nicht, Leonardo? Uns ist langweilig!

* Die Geschichte "Kleine Engel" ist hier nur in Auszügen wiedergegeben. Sie ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wer die Geschichte zum Vorlesen in kleinem Kreis haben will, wer seine kleinen Engel zu Hause oder die Schulklasse im Deutschunterricht damit verzaubern will, der darf das - ich bitte um eine Mitteilung, dann gibt es die ganze Geschichte im Format .pdf. Per E-Mail. Kommerzielle Nutzung verbitte ich mir. Bei Interesse bitte die Kommentarfunktion nutzen - Mail-Adressen werden nicht veröffentlicht, sondern nach Sendung der Geschichte gelöscht.

Freitag, 6. Dezember 2013

Schokolade für alle!

Der Nikolaus war da. Letzte Nacht. Wirklich! Mama hatte etwas Sorge, ob er bei dem Sturm über Deutschland durchkommt, weil der doch mit seinen Engeln draußen unterwegs ist und gestern Abend schon in den Nachrichten für Norddeutschland ganz viel Sturm gezeigt wurde. Trotzdem - unsere Stiefel waren gefüllt. Die Engel sind also entweder sturmfest (warum auch nicht, geschlossene Türen und Fenster stören sie ja auch nicht), oder sie haben eine gute Wetterkarte. Ich glaube ja, dass die ganz geschickt vor dem schlimmsten Sturm hergeflogen sind, hier im Süden. Mama hat mir im Internet gestern die Seite von der Unwetterzentrale gezeigt, und da konnte ich sehen, wie sich der Sturm nach Süden bewegt. Für Engel sollte es einfach sein, da vorneweg zu fliegen. Die sind ja schnell und so. In Norddeutschland waren die dann wahrscheinlich erst heute morgen, gerade bevor es hell wurde. Nach dem Sturm nämlich.

Sogar Papa hatte heute morgen etwas im Schuh! Im Turnschuh. Und der hat auch einen Schoko-Nikolaus gekriegt! Ich habe dem Nikolaus gestern Abend einen Wunschzettel in meinen Stiefel gelegt: Bitte ein Buch mit Pferden. Das stand da drauf. Naja, vielleicht war das ein bisschen spät für den Wunsch. Ob der wohl Weihnachten in Erfüllung geht? Denn ein Buch gab es heute wohl, aber ohne Pferde.

Kleine Engel*

Mama liest uns im Advent abends immer Geschichten vor. "Kleine Engel" hat sie sich letztes Jahr selbst ausgedacht. Das ist meine Lieblingsgeschichte! Deshalb dürft Ihr die auch lesen. Zum Teil zumindest, denn die ist noch nicht fertig. Sagt Mama.




Engel sind wohlerzogen. 
Sie sind immer sauber. 
Sie tragen weiße Hemden, sind gekämmt und rasiert. 
Engel waschen sich jeden Morgen und jeden Abend. (Das ist eigentlich Unsinn, denn im Himmel ist es sauber. Engel werden nicht schmutzig.) 
Engel sind gehorsam. Engel passen auf sich auf. 
Und auf ihr Hemd. 
Alles ist sauber und weiß im Himmel.


Eigentlich ist es schrecklich langweilig im Himmel. Immer muss man sich ordentlich benehmen. Man muss für alles anstehen, freundlich sein. Saubere und ordentliche Kleider tragen. Mn muss das tun, was alle tun. Alles folgt festen Regeln. Langweilig!

Ich bin anders als die anderen Engel, glaube ich. Ich mag nicht das machen, was alle anderen machen. Denn das ist langweilig. ich mag nicht immer nur weiße Hemden tragen. Und sauber sein. Ich bin Carmino. Carmino wie Karmesinrot. Aber nichts ist hier Karmesinrot. Nicht einmal ich. Mein Hemd ist weiß wie alle anderen - meistens. Ich muss auch tun, was alle tun. Ich muss bei meiner Gruppe bleiben. 

Ich bin immer der Letzte. Überall bin ich zu spät. Und ich werde ausgeschimpft. Du musst dies machen, Du musst das machen. Tu, was die anderen tun. Tanz nicht immer aus der Reihe. Pah! Das ist doof!

Auf der Erde war es schöner. Hier im Himmel, da ist nichts. Engel. Wolken. Alles weiß. So langweilig!

Engel haben nichts zu tun. nur der Fernseher steht herum. Ich mag nicht immer nur fernsehen. Ich male ein Bild. Das macht mehr Spaß. Ich male oft Bilder, wenn mir langweilig ist. Aber eigentlich malen Engel nicht. Zum Malen braucht man Farben. Im Himmel ist alles weiß.

Oh, mein Hemd! Soviel Farbe ... Das gibt Ärger. Das sollte ich besser ausziehen.



* Die Geschichte "Kleine Engel" ist hier nur in Auszügen wiedergegeben. Sie ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wer die Geschichte zum Vorlesen in kleinem Kreis haben will, wer seine kleinen Engel zu Hause oder die Schulklasse im Deutschunterricht damit verzaubern will, der darf das - ich bitte um eine Mitteilung, dann gibt es die ganze Geschichte im Format .pdf. Per E-Mail. Kommerzielle Nutzung verbitte ich mir. Bei Interesse bitte die Kommentarfunktion nutzen - Mail-Adressen werden nicht veröffentlicht, sondern nach Sendung der Geschichte gelöscht.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Stiefel putzen

Heute, zum Nikolausabend, gibt es mal keine Gedanken von Shizuka. Shizuka ist nämlich beschäftigt. Shizuka putzt nämlich Stiefel. Ihre Gummistiefel, die Gummistiefel von ihrer kleinen Schwester, und die von ihrer Mama. Papa hat keine Gummistiefel. Papa glaubt auch nicht, dass der Nikolaus ihm etwas bringt. Trotzdem hatte Papa letztes Jahr einen Schokoladennikolaus und ein paar Nüsse in seinem Hausschuh liegen. Shizuka hat die gefunden und hat den Papa gleich geschimpft: Du musst am Nikolausabend doch einen geputzten Stiefel rausstellen! Warum machst Du das nicht einfach?! Papa hat gesagt, dass ihm der Nikolaus nie etwas gebracht hat. Auch als Kind nicht. Shizuka fragte: Hast Du denn einen Stiefel rausgestellt? Papa sagte: Nein, natürlich nicht. Wozu auch? - Na, damit Du ein Geschenk kriegen kannst! 

Ob Papa wohl dieses Jahr seine Hausschuhe entfusselt und ordentlich aufstellt? Wir sind gespannt. Ich auch. 

Ich wünsche Euch allen einen schönen Nikolausabend, morgen gefüllte Stiefel und viel Glauben! Gruß von

Shizukas Mama

Sonntag, 1. Dezember 2013

Das erste Türchen

Das erste, was ich heute morgen gemacht habe, war, den Adventskalender aufzumachen. Ein Stempel! Groß, aus Holz, mit einem Reh im Wald drauf. Und Mond und Sterne. Das ist schon irgendwie ein bisschen komisch, denn bisher habe ich im Winter keine Rehe gesehen, sondern nur im frühen Herbst. Das hat Punkte auf dem Rücken, ist also bestimmt noch ein Kitz. Im Winter? Ich dachte, die werden im Frühling geboren! Meine Schwester hatte auch einen großen Holzstempel in ihrem Kalender, mit einer Familie Wildschweine drauf. Die kenne ich aus dem Wildtierpark. Aber ich glaube, die Frischlinge haben jetzt auch keine Streifen mehr ...

Wir haben jedenfalls ein ganz großes Stempelbild gemacht. Ich habe viele Stempelkissen in verschiedenen Farben, und meine Schwester und ich haben wenigstens einen halben Tag auf dem Boden gesessen und gestempelt! Dann haben wir noch Glitzerpulver auf das Bild gemacht und mit Glitzerstift dazugemalt. Irgendwie waren am Ende gar keine von den neuen Stempeln zu sehen, sondern nur meine alten Stempelbilder. Hm. Aber das hat alles geglitzert wie Schnee! Hoffentlich schneit es bald.

Papa hat Oma in Japan auf dem Computer angerufen, und wir haben lange geredet und Quatsch gemacht. Videotelefon, Papa nennt das Skype. Die Wohnung sieht aus wie immer, da ist gar kein Weihnachtsschmuck gewesen. Das war schon irgendwie komisch, wo doch bei uns überall Sterne und Engel und so sind. Oma hat auch nichts von Weihnachten und Adventskalender erzählt. Ob die das überhaupt kennt? In Japan gibt es so viele Sachen, die es hier nicht gibt. Vielleicht gibt es hier ja auch Sachen, die es dort nicht gibt? Aber das wäre schon traurig, wenn die Japaner alle kein Weihnachten kennen. Das macht doch Freude, die ganzen Lichter im dunklen Winter und die Kerzen und Sterne und die Geschichten jeden Abend und die Geschenke. 

Abends habe ich mit Mamas Handy mit meiner deutschen Oma telefoniert. Die hat meiner Schwester und mir einen Geschichten-Adventskalender mit dem Schlaufuchs geschenkt. Gestern gab es eine Geschichte über den Adventskranz. Ich habe mich bei Oma bedankt, und die hat sich gefreut. Meine deutsche Oma kennt Advent und Weihnachten, das weiß ich ganz sicher. Und bestimmt waren bei ihr auch schon Engel und haben die Wohnung geschmückt und überall Sterne und Kerzen aufgestellt.