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Dienstag, 2. Mai 2017

Du, Dir ist da ein Vokal verlorengegangen ...

... darf ich suchen helfen?

"Häh?"

Da, guck mal. Da steht KTZE. Was ist denn das?

"Mama, guck doch mal das Bild an, ist doch ganz klar. Fell, vier Pfotn, Schnurrhaare, spitze Ohrn. Ich geb Dirn Tipp: Frisst Mäuse."

KATZE also. Ich dachte schon, Du hättest KOTZE schreiben wollen. Puh, Glück gehabt.

"Iiih, sowas Ekliges schreib ich doch nicht!"

Echt? Woher soll ich das denn wissen? Normalerweise schreibst Du alle Buchstaben auf. Da hat einer gefehlt. 

"Jaaaa. Aber! Das da vorne heißt doch KA, da ist doch das A schon drin. Wieso muss ich das nochmal schreiben, ist doch dann zweimal, und dann würde das Vieh doch KA-ATZE heißen.Tut es aber nicht."

Hm. Ist ein Argument. Aber heißt der Buchstabe da vorne wirklich KA, oder K? Überleg mal, wie Du KELLER schreibst. Und KULLERN. Und KERN. Und KORN. Und wie Du die sprichst. Weißt Du noch, wie Du K gelernt hast? Das Schild vor der Schule, wo TOKYO steht? 

"Oh."

(Pause, inklusive vieler sehr theatralischer Mundbewegungen. Das Kind spricht, ohne Stimme. Phonologische Wahrnehmung trainieren kann so spannend sein. Am Ende ein fettes Grinsen.)

"Aber guck mal: か (ka). Das ist doch auch nur einer. Und der ist genug, da muss kein あ dahinta. Warum ist das Deutsch andas?"

Weil Hiragana eine Silbenschrift ist. Deutsch wird aber mit Buchstaben geschrieben, nicht mit Silben.  Silben kannst Du klatschen in den Wörtern, das weißt Du. Schonmal versucht, Buchstaben zu klatschen?

"Nee, das machn wir doch imma midden Mugglsteinchn! Die werdn nich geklatscht, sondan aufn Tisch gelegt. Aber das あ, das ist doch eigentlich dann ein Buchstabe und keine Silbe, oda?"

Oh-oh, erwischt. Ja. Und nein. Deutsch ist das ein Buchstabe, Japanisch eine Silbe. Oder ein Laut, der zusammen mit einem anderen Laut eine Silbe macht. Ein Laut ist ein Ton, wenn Du einmal den Mund bewegst oder die Zunge, das weißt Du doch.

"Das is aba richtig doof, so komm-lizi-ad!"




Beim Schreiben fällt mir auf, dass der kleinen Schwester zumindest aussprachetechnisch noch ein paar mehr Vokale verloren gegangen sind. Und Konsonanten. Und ein paar A haben sich im Eifer des Gefechts eingeschlichen, wo sie eigentlich gar nicht hingehören. Spannend! Wie sie das wohl selbst schreiben würde, was sie da gesagt hat?

Dienstag, 18. April 2017

Alle Register

Shizuka ist eine Quasselstrippe. Auf Japanisch nennt man das お喋りちゃん, o-shaberi-chan. Im Englischen ist der Ausdruck chatterbox wahrscheinlich adäquat. Da Mama Wert darauf legt, dass die Kinder in einem altmodischen, eher analog ausgerichteten denn digitalen Haushalt aufwachsen, kennt Shizuka noch den altmodischen Kassettenspieler und -rekorder. Sie scherzt selbst: Sie ist in der Lage, eine 90-Minuten-Kassette in nur einer Viertelstunde vollzuquatschen. Und das inzwischen viersprachig, denn das Schulfranzösisch wird derzeit über Asterix-Comics, bei Duolingo und Rosetta Stone ausgebaut. Das Vokabelheft modert unter einer dicken Staubschicht irgendwo im Klassenzimmer.

Witzig im Alltag ist, was Shizuka in welcher Sprache erledigt. 
Alltag und Schule – Deutsch. 
Spielplatz und Einkaufen – Japanisch*. 
Lieder, Gesang, Rhythmus, Percussion, Musik allgemein – Englisch. 
Sie singt auch. Von Kinderliedern über Pop bis hin zu Rock und Metall. Aber Englisch. 
In der Küche, beim Zählen und bei der Klassischen Antike (Geschichtsunterricht) sind wir dagegen derzeit Französisch unterwegs. Der Papa reagiert amüsanterweise vermehrt auf Französisch, wenn Shizuka etwas will. Bislang bestand er immer darauf, der japanische Teil der Familie zu sein. Noch vermuten wir keine Identitätskrise, aber das kann noch kommen.

Ganz anders die kleine Schwester. 
Alltag, Spielplatz, Bastelarbeiten, Rechnen, Gesang und Klavier werden Japanisch abgehandelt. Da muss auch die Mama Japanisch ran, das Kind ist stur. 
Sport, Literatur, Brett- und Kartenspiele sind dagegen Deutsch belegt**.  
Kinderlieder und Schreiben sind bei ihr Englisch belegt. Sie kann sich über das Alphabet und ihre Schreibbemühungen einfach nicht Deutsch unterhalten, weil sie das zwar einerseits mit Mama auf Deutsch macht, andererseits aber als 英語, ei-go (Englisch) im Kindergarten mit ihren Freundinnen teilt. Und ja, es sind lustigerweise nur Freundinnen. Sie spielt nicht mit Jungs. Nur in der Freizeit, zu Hause, auf dem Spielplatz, im Umfeld der Deutschen Schule. Niemals im Kindergarten. Da sind Jungs doof, sie hauen, treten, spucken, ärgern, mögen nur Ninja und so blödes Zeug und haben nichtmal von Dinosauriern wirklich viel Ahnung!*** Sagt die kleine Schwester. Echte Dinos sind deutsch bei ihr.



* Klavier auch, dank der kleinen Schwester, die bei der gemeinsamen mehrsprachigen Klavierlehrerin bevorzugt Japanisch nutzt und zu Hause natürlich mit Shizuka zusammen in die Tasten haut. Mit Shizuka spricht die Klavierlehrerin dagegen überwiegend Deutsch. Zwei Kinder, eine Familie, zwei Sprachen. Die arme Dame.

** Immer, ohne Ausnahme. Das geht soweit, dass die kleine Schwester auch besuchenden japanischen Kindern die Regeln von Memory oder Uno nicht auf Japanisch erklären kann, sondern die Mama oder Shizuka das übernehmen müssen.

*** Es scheint eine ganz einfache Schwarz-Weiß-Geschichte zu sein mit den Dinos und den japanischen Jungs. Blutrünstige Monster gigantischen Ausmaßes – ja. Fakten wie gefundene Skelette, Unterscheidung in Pflanzen- und Fleischfresser, korrekte Bezeichnung der verschiedenen Arten – nein. Da Dinosaurier aber nach heutigem Wissensstand weder ausgeprägt rosa, noch 可愛い (kawaii, herzig/niedlich) oder rüschen- und schleifchenbesetzt waren, kann sich die kleine Schwester auch nicht mit den japanischen Mädels darüber unterhalten. 大変ねえ!Die Dinos müssen deutsch bleiben.

Nachtrag:
Register bezeichnet in der Linguistik eine bestimmte Wortwahl, grammatische Konstruktionen oder eben bei multilingualen Menschen auch die jeweilige Sprache, in der mit bestimmten Leuten oder über bestimmte Themengebiete gesprochen wird. Hier spiegelt die Sprachverwendung soziale Beziehungen wieder. Mir war nicht bewusst, dass ich da ohne Erklärung einen Fachausdruck verwendet hatte. Ich bitte um Entschuldigung, wenn das Verwirrung gestiftet hat.

Dienstag, 4. April 2017

Wenn kleine Damen groß werden (wollen) ...

Shizuka hat inzwischen ihr erstes Lebensjahrzehnt vollendet, und die kleine Schwester hat die Hälfte davon auch geschafft. Eltern merken das irgendwie so im Alltag gar nicht, aber die Kleinen werden einfach unheimlich schnell groß. Selbst wenn es an der körperlichen Größe noch hapert: Sie sind wahnsinnig kompetent, manchmal altklug, und immer witzig. So auch bei der Planung der Sommerferien ...

Shizuka: Mama, wir haben dieses Jahr wieder eine Woche Reiterhof, oder?

Mama: Na klar.

Shizuka: Die Kleine ist ja jetzt schon groß, die darf mit.

Mama: Hm.

Kleine Schwester: Letztes Jahr durfte ich nicht.

Shizuka (im Tonfall einer alten Lehrerin mit wadenlangem Faltenrock, Dutt und Brille): Klar, das ist ab FÜNF.

Kleine Schwester (ehrlich verblüfft): Oh. Ich BIN fünf.

Mama: Muss mal fragen ...

Shizuka, leicht herablassend: Definitiv ab fünf. Mama, ich weiß das. Da war vor zwei Jahren eine Große, die hatte eine kleine Schwester dabei, und die Kleine war fünf. War die Jüngste.

Mama: Vor zwei Jahren. Ich frag mal nach, solche Regeln ändern sich manchmal.

Kleine Schwester (Tonfall "zu Unrecht beschuldigt"): Ich bin aber WIRKLICH fünf. Und wenn das ab fünf ist, mach ich da mit!

Shizuka, verdreht die Augen: Oh Gott.

Shizuka, nach einer kurzen Pause: Wir kommen doch rechtzeitig an?

Mama: Ja, der Flieger landet einen Tag vor der Reiterfreizeit. Ihr werdet also so richtig platt sein.

Kleine Schwester: Super, ich darf mit!

Shizuka: Ich übernachte!

Kleine Schwester, sichtlich aufgeregt und genug Sehnsucht in der Stimme, dass man vor dem inneren Auge die Oma Elvis Presley anschmachten sieht: Will auch in der Pferdebox schlafen!

Shizuka: Okay, ich übernachte doch nicht.

Kleine Schwester, verschwörerisch: Aber alleine traue ich mich nicht, DU MUSST!

Shizuka: Ich dachte, Du bist fünf und groß?! Maaaamaaaa, ich will die nicht die ganze Zeit am Rockzipfel haben!

Kleine Schwester, ernsthaft irritiert: Häh, wieso Rock? Ziehn wir keine Reithosen an? Mama, ich brauch 'ne Reithose! Ich will keinen Rock!

... und so ging es fröhlich weiter. Wir konnten uns am Ende darauf einigen, dass beide an den Reiterferien teilnehmen und die Große übernachten darf, die Kleine sich das noch überlegt und das vielleicht auch darf. Immerhin verpasst sie durch die frühen Sommerferien im Juli die Kindergartenübernachtung. Und außerdem schläft sie seit ein paar Monaten alleine im eigenen Zimmer und findet das auch voll korrekt. Sie ist sich nicht sicher, ob sie ohne die große Schwester in der Stallgasse oder im Zelt übernachten will. Andererseits ist sich die Große sicher, dass sie auf keinen Fall im Schlafsack neben der Kleinen liegen will, weil sie sich viel zu alt und zu cool für sowas fühlt. Es wird also definitiv nur eines der beiden Mädels die Übernachtung am Reiterhof mitmachen, und wir werden erst in letzter Minute erfahren, welche kleine Dame das ist ... Mama hat kein Mitspracherecht mehr diesbezüglich, die darf nur zahlen. :-)

Sonntag, 12. März 2017

Neulich im 和実 (wajitsu, japanisch eingerichteter Raum)

Shizuka und ihre kleine Schwester haben sich im 和実 gemütlich eingerichtet. Auf dem Boden liegen verstreut 布団(futon, japanisches Bettzeug), draußen prasselt der Regen in eintönigem Rhythmus die Krokusblüten nieder. Zwischen den 布団 nicht nur die beiden Mädchen, sondern auch ein paar Bücher. Deutsche und japanische. Da liegen Conni lernt reiten, Neue Briefe von Felix, ボール待って待って, いないいないバー und einige mehr. Alles mehr oder weniger Klassiker der 1980er bis heute, Zielgruppe: Kindergarten bis Mitte Grundschule. Die kleinen Damen hatten die Schiebetüren zugezogen und es sich gemütlich gemacht. Ich durfte von draußen lauschen und konnte hin und wieder einen kurzen Blick durch die Ritzen erhaschen.

Kleine Schwester: Japanisch lesen ist voll einfach.

Shizuka: Ach, Du kannst doch eh erst Hiragana. Wart mal ab bis Du Kanji lernen musst. Voll schwer.

Kurze Denkpause.

Kleine Schwester (Tonfall ich-weiß-es-aber-besser-und-hab-Recht): ノンタン (Nontan*) kann ich schon ganz alleine lesen, das muss mir niemand vorlesen. 聞いてねえ! ドイツ語の本はまだ難しい!(Kiste-Nee! Doitsu-go no hon wa mada muzukashii!, Hör zu! Deutsche Bücher sind noch zu schwer!)

Shizuka (ganz große Schwester und angesäuert): Ja klar, ist ja Baby. Nontan kann jeder. Voll die Babysprache. Deutsche Kinderbücher sind echte Bücher. Da stehen richtige Sätze drin und richtige Wörter und so. Guck mal: Conni muss aufsatteln. So ein Wort gibt es in japanischen Kinderbüchern gar nicht!

kleine Schwester: Wohle! Nur der Nontan is' 'ne Katze, der reitet ja gar nicht! 猫ちゃんは馬乗られないでしょう!(Neko-Chan wa uma norarenai deshou!, Mietzekätzchen können durch gar nicht reiten, gelle!)

Shizuka (jetzt leicht amüsiert): それだけ?(Sore dake?, Nur das?) Meinst Du echt nur deshalb? Überleg doch mal: Auf Deutsch musst Du nur 26 Buchstaben und so ein paar Extradinger wie "ck" und so lernen. Dann kannst Du die Buchstaben lesen, und die Buchstaben werden zu Wörtern und die Wörter zu Sätzen. Auf Japanisch lernst Du Silben. Die können in Hiragana geschrieben sein, das ist na klar voll einfach. Aber nur Babybücher sind ganz in Hiragana geschrieben. Guck mal hier, erste Klasse (なぜなぜどうして** wird lautstark auf den Stapel geschmissen). Alles voller Kanji, und trotzdem noch total die Babysprache.

kleine Schwester (Stirn in Runzeln, die der Uroma zur Ehre gereichen würden): Aber deutsche Bücher kann ich noch gar nicht lesen! Ich kann die Buchstaben, aber in den Wörtern werden die ja so komisch. Da guck: Da steht C-O-N-N-I, aber lesen muss ich Konni. Oder hier: R-E-I-T-E-N. Wenn ich das Wort verstehen will, muss ich eigentlich R-A-I-D-N lesen. Voll doof, das.

Shizuka (das Grinsen ist deutlich hörbar): Du fränkelst. Das "T" musst Du als "T" lesen, nicht als "D". Und da muss wirklich noch ein "E" dahinter. 

kleine Schwester: Näh?

Shizuka (extrem betont, mit fränkisch gerolltem "R"): REITEN!

kleine Schwester: Du klingst voll doof so. 

Shizuka: Hast Recht, so spricht keiner. Aber so ist das halt. Und da gewöhnt man sich total schnell dran! Ich hab auch mit vier lesen gelernt und konnte das mit fünf so ein bisschen, wie Du, und mit sechs habe ich die Conni-Bücher immer ganz alleine gelesen. Und Pferdegeschichten! So Sachen wie das "E-I" als "AI" sind schwer, das stimmt. Aber dafür gibt es wirklich nur einen Satz Buchstaben! Ein Schuljahr reicht aus, um das zu lernen. Und dann kannst Du auch englische und französische Bücher lesen, die haben nämlich die gleichen Buchstaben. Nur Japanisch ist so blöd schwer. Das können nichtmal die Chinesen lesen.

kleine Schwester (hängt an den Lippen der Großen): Voll cool, echt. Ich will in die Schule.


Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich zurückgezogen. Wie mir die beiden später berichteten, wurde auch nicht weiter über Schriftsysteme und Lesefähigkeiten philosophiert. Die nächsten beiden Stunden brachten die beiden wohl damit zu, gemeinsam die vorhandenen Bücher zu lesen. Laut, denn ich hörte immer mal wieder das stottrige Stimmchen der Kleinen und dann wieder passagenweise das Maschinengewehr-Rappeln der Großen, die extreme Probleme mit dem langsamen, betonten Lesen hat. Mal sehen, was die beiden demnächst noch aushecken!




* Name eines frechen kleinen Katers, Protagonist einer Kinderbuchreihe, vergleichbar in etwa mit dem deutschen Raben Socke. Allerdings spricht der Rabe Socke selbst zwar eine kindliche Sprache, die anderen Figuren der Geschichten bewegen sich sprachlich aber eher auf Erwachsenenniveau, die Erzählerstimme sowieso. Das fiel der kleinen Schwester neulich auch schon auf: Für Nontan fühlt sie sich fast zu klein, Rabe Socke findet sie cool, obwohl die Geschichten inhaltlich fast gleich sind.

**Warum warum wieso. Buchreihe für Grundschüler/-innen, die in verschiedenen Bänden unter Rücksichtnahme auf das vorhandene Vokabular und die bekannten Schriftzeichen naturwissenschaftliche, gesellschaftliche oder historische Sachverhalte kindgerecht erklärt. Ein bisschen wie Was-ist-Was im Deutschen, aber nicht thematisch nach Bänden sortiert und in der Sprache extrem stark an die jeweilige Klassenstufe angepasst.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Alle Jahre wieder ...

Nein, nicht die Weihnachtszeit. Obwohl die auch mit schöner Regelmäßigkeit wiederkehrt. Diesmal geht es um die werten Lehrkräfte. Auch diesmal erfolgte während der Sommerferien eine größere Umbaumaßnahme bezüglich der personentechnischen Bestückung der hiesigen Schule. In der Vergangenheit zeigte sich, dass das häufig mit Problemen für Shizuka verbunden ist. So auch diesmal.

"Frau ..., Ihre Tochter hat schon wieder ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Glauben Sie, das Kind ist in der aktuellen Jahrgangsstufe gut integriert?"

"Frau ..., Shizuka ist schon wieder zu spät gekommen. Ist sie von der Schule überfordert?"

"Frau ..., der letzte Vokabeltest war eine Vier. Ihr Kind kann in der Jahrgangsstufe nicht mithalten."

Lehrerwechsel sorgen aufgrund der etwas ungewöhnlichen Kombination von Alter und schulischer Jahrgangsstufe immer wieder für mehr oder weniger eigenartige Konversationen. Dieses Mal kam erschwerend dazu, dass Shizuka neuerdings Französisch als Schulfach hat. Laut Lehrplan rangiert das bei ihr als dritte Fremdsprache, tatsächlich ist es die erste. Denn Englisch wird genauso wie Japanisch in der Familie gesprochen, so dass Shizuka die beiden Sprachen aus dem tatsächlichen Gebrauch und nicht aus dem Fremdsprachenunterricht kennt. 


Eine Fremdsprache lernt man ganz anders kennen als eine Muttersprache. Egal, ob es die Erst-, Zweit- oder Drittsprache ist: Kinder lernen die Sprache in erster Linie durch Hören und Sprechen. Die Regeln hinsichtlich Grammatik, Aussprache, logischer Zusammenhänge und dergleichen werden nicht als Regeln wahrgenommen, sondern einfach angewandt. Später, im muttersprachlichen Schulunterricht, lernt man eventuell die Regel hinter dem Satzbau kennen und nachvollziehen, vielleicht aber auch nicht. Fremdsprachenunterricht zäumt das Pferd sozusagen von hinten auf: Erst kommt die Regel, und dann darf man mithilfe der auswendig gelernten Regel und der auswendig gelernten Wörter anfangen, Sprache zu produzieren. Jemand, der nie Vokabeln gelernt hat und Grammatik nur als Gehstock für sprachlich Unbedarfte kennt, ist das ein ziemliches Drama. So ließen sich die allabendlichen E-Mails der Fee für französische Spracherziehung denn auch recht leicht interpretieren. Die Dame zu beruhigen war allerdings etwas schwerer und bedurfte mehrerer Gespräche ...

Endlich dann im Dezember die Entspannung: Eine Eins in der Französischarbeit. Der vorausgegangene Elternsprechtag hatte schon für etwas Entspannung gesorgt, da das inzwischen gut gefüllte Schmier- und Übungsheft für die allabendlichen zehn Minuten Französisch und Englisch (Ausrede fürs Kind: Alle Sprachen muss man pauken, fertig.) vorgezeigt werden konnte.