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Samstag, 21. November 2015

Mama, unterschreiben!

Die Ereignisse in Paris vor einer Woche sind an unserer Familie nicht vorübergegangen. Freunde und Bekannte sind nicht direkt betroffen, zum Glück - aber selbst im Computerzeitalter dauert es doch einige Zeit, das herauszufinden. In der Schule wurde das nicht so groß thematisiert, wie ich als Mutter befürchtet hatte (immerhin steht Deutsche Schule drauf, aber der Inhalt ist tatsächlich eher international).  Allerdings reagierte man doch irgendwie, denn seit Montag Mittag hängt ein Plakat in der Schule, das das laut Zeit online zuerst von Lukas Podolski getwitterte Peace-Zeichen mit dem eingeschriebenen Eifelturm zeigt und zu solidarischen Unterschriften aufruft. Alles natürlich in den Farben der Tricolore gehalten. Eine kurze Erklärung, warum das Plakat da hängt, und dass uns die demokratischen Werte auch auf der anderen Seite des Planeten nicht ganz schnuppe sind, gab es zusammen mit weiteren Solidaritätsbekundungen und entsprechenden Bildern auf einer zweiten Stellwand daneben.

Als ich am frühen Nachmittag Shizuka abholte, war das Plakat schon gut mit Unterschriften gefüllt. Zweihundert, grob geschätzt, also gut die Hälfte der des Schreibens mächtigen Schulgemeinschaft hatte sich da am Mittag schon verewigt. Inklusive Shizuka, natürlich, die wissen wollte, wer für das Plakat verantwortlich zeichnet. Es gab eine Schweigeminute um zwölf Uhr mittags.

Am nun kommenden Montag wird die Schule beflaggt sein - Trauerbeflaggung. Verspätet gedenkt man dem Tod des Helmut Schmidt und, zusammen damit, der Opfer der Anschläge in Paris. Nachgeschoben (und so auch klein auf der Plakatwand vermerkt) natürlich auch der Opfer von Terroranschlägen in anderen Ländern. Mehrere Fragen kamen da schon auf:

Warum hat so eine kleine Schule so eine lange Reaktionszeit?* 

Sind wir hier wirklich so europazentriert im Denken?**

Wenn schon plakatiert und beflaggt wird, warum wird das Thema dann nicht ausführlicher mit den Schülerinnen und Schülern aufgearbeitet?*** 



* Ideen haben wir da schon ... Großer Verwaltungsapparat, zu viele beteiligte Gremien, suboptimale Koordination und Kommunikation zwischen den beteiligten Parteien ...

** Nein, das ist keine rhetorische Frage, das ist wirklich ernst gemeint. Die meisten Menschen hier befinden sich nicht zum ersten Mal in ihrem Leben außerhalb Europas.


*** In den fünften Klassen würden sich da die Französisch-AG, Englisch (Involvierung USA), Deutsch (Lage im eigenen Land), Erdkunde (offensichtlich), Sportunterricht (da wird Fussball gespielt), Musik (betroffene Konzerthalle) und vermutlich auch noch die Klassenlehrerstunde anbieten. Geschichte, Politik und Ethik gibt es ja noch nicht.

Donnerstag, 12. November 2015

Mama, was macht der Chaos Computer Club?

Neulich morgens beim Frühstück:

Shizuka: Mama, liest Du Zeitung?

- Ja.

Shizuka: Mama, was ist ein Chaos Computer Club?

- Shizuka, Du sollst frühstücken.

Shizuka: Mama, was haben die mit Apple zu tun?

- Shizuka, Frühstück!

Shizuka: Mama, was ist ein Jailbreak? 

- Shizuka, frühstück bitte! Kannst Du nachher im Computerunterricht fragen. 

Shizuka: Hamwaniffmaa. (Wörtliche Übersetzung: Haben wir nicht mehr.)

- Mund leer machen, Shizuka.

Shizuka (schluckt): Gibt's nicht mehr. Mama, wozu braucht man einen Jailbreak? Du kannst doch auf Deinen Computer die Software aufspielen, die Du willst! Ist doch doof, sowas.

Der erste Gedanke war, der kleinen neugierigen Dame (frühstücksfreundlich und schulzeitkompatibel) schnell den Jailhouse Rock von Elvis Presley* vorzuspielen und sie den Rest später alleine ausknobeln zu lassen. Der zweite Gedanke war: Ohweia, Youtube zum Frühstück, so weit sind wir schon?! Also dann doch die Erklärung. Kurz und bündig und ganz sicher mit einer Menge Fehler. Die Computerexperten lesen jetzt mal bitte nicht weiter.

- Shizuka, es geht hier nicht darum, dass Apple die Software vom CCC nicht erlaubt, sondern um etwas anderes. Normalerweise hast Du auf einem Computer ein Betriebssystem von einer bestimmten Firma.

- Ja?!

- Ja. Du weisst, dass die Schulcomputer anders funktionieren als mein MacBook und Papas Computer. Das liegt am Betriebssystem.

- Oh. Richtig. Aber Du hast dem Papa doch die CD-ROM mit den Spielen gegeben, und das funktioniert da genauso wie auf Deinem alten Computer, nur auf Deinem MacBook nicht?!

- Ja. Der Papa hat zwei Betriebssysteme auf seinem Computer. Stell Dir vor, der Computer ist ein Schulheft. Da sind Linien drin, die Dir sagen, für welches Fach Du das nimmst. Dein Matheheft hat kleine Kästchen und keinen Rand. Dein Erdkundeheft ist blanko, Dein Deutschheft hat einfache Linien, Dein Vokabelheft hat Linien in der Mitte, Dein Japanischheft musst Du sogar von hinten aufschlagen. Die Lineatur ist das Betriebssystem vom Heft, sozusagen. Und was Du reinschreibst, ist die Software. Wenn Du nur kurze Notizen machst, schreibst Du Apps auf. Wenn Du lange Aufsätze und komplizierte Tabellen machst, sind das richtig große Programme. Und das, was Du mit dem geschriebenen machst, also Lernen, die Aufgaben für Mathe wirklich ausrechnen, Dir den Muskelapparat vom Hund in Bio vorstellen, wenn Du das nächste Mal einen Hund siehst (weil Du weißt, was im Heft gemalt ist), das ist das, was Du am Computer machst, wenn Du mit einem Programm, also Software, arbeitest oder spielst. Verstanden?

- Alles klar. Dann ist der Jailbreak, wenn ich die Lineatur wegradier und eine neue einzeichne? Cool - mein Vokabelheft ist gejailbreaked! Das war doch eigentlich ein normales Schreibheft, ich hab nur in der Mitte eine Linie gezogen.

- Ähem. Ja. Genau. Und jetzt kommst Du doch zu spät.

* Nettes Gegengewicht zur HipHop-AG und J-Pop. :-)))

Dienstag, 10. November 2015

Ziemlich coole Betrachtung

Shizuka ist gerade ganz friedfertig, Vokabeln, Matheknobeleien und eine Buchvorstellung für den Deutschunterricht haben sie fest im Griff. Dazu kommt der neue Kletterkurs für Kinder, den sie einmal wöchentlich besucht und der deutlich leistungsorientiert ist. Das kennt sie aus dem Sport bisher noch nicht, Sport war immer nur Spaß. Sie kommt an ihre Grenzen, und das nicht nur körperlich: Der Kurs ist rein japanisch. Trotzdem fiebert sie seit drei Wochen nun immer dem Montag entgegen.

Mama hat derweil Zeit, sich beruflich weiterzubilden, und ist auf einen interessanten Artikel gestossen. Online, natürlich, und stark mit Werbung für Lernmaterial durchsetzt, aber trotzdem ganz interessant hinsichtlich Unterrichtsgestaltung und Mediennutzung. Deshalb soll der hier geteilt werden: Barbara Oakley zum Thema computerunterstütztes Lernen.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Vokabeln lernen? Aufräumen!

Shizuka hatte mal wieder so eine blendende Idee: Ein Vokabelheft für Englisch, eines für Französisch, dazu das Kanjilernheft für Japanisch und noch ein paar Notizen in diversen anderen Heften und Ordnern - alles furchtbar unpraktisch. Ständig fehlen die Hefte, der Schulranzen ist zu schwer, und finden kann die kleine Dame ihre Vokabeln in dem Heftedurcheinander auch nicht. Die Lösung: Shizuka ging zu einem Ramschladen* ihrer Wahl, erstand ein Päckchen mit Schlüsselring zusammengefasste Karteikärtchen und fasste einen Großteil ihrer Vokabelsammlung in so einem Ding zusammen. Kästchenpapier, Vorderseite Französisch, Japanisch und Englisch, Rückseite Deutsch. Ganz einfach. 


Bleibt nur abzuwarten, was die Fachlehrkräfte dazu sagen. Spätestens wenn im einen Fach Hefte zur Benotung eingesammelt werden** und im anderen ein Vokabeltest ansteht, dürfte es schwierig werden.


Vom Lernen her gesehen macht so eine "Heftführung" allerdings Sinn: Die Wörter sind in allen Sprachen zusammengefasst und miteinander vernetzt, über Beispielsätze können Satzstrukturen und Grammatik mal eben vergleichend mitgelernt werden, und handlich ist das kleine Blöckchen allemal. Für zu Hause und so einfach zum Lernen ist das also schlicht empfehlenswert. Und als Beschäftigung für die Herbstferien ist so eine Aufräumarbeit natürlich auch ganz nett. :-)))


* Daiso, in diesem Fall. Da gibt es das Zeug sogar mit einem Einband aus Umweltpapier. Das ist gerade ganz wichtig für die Kleine.
** Das wird ohnehin schwierig, denn meist sind die Hefte nicht da, wo sie sein sollen, nicht vollständig, und vor allem nicht leserlich. Ist ein traditionell geführtes Vokabelheft sprachdidaktisch wirklich noch der letzte Schluss der Weisheit? Ich bin mir da nicht so sicher ...

Samstag, 17. Oktober 2015

Zurück zur Normalität?

Das neue Schuljahr hat sich eingependelt, der Alltag ist nach etwa 6 Wochen mehr oder weniger normalem Unterricht eingekehrt, und Shizuka hat keinen Bock mehr. Also nicht kategorisch keinen Bock auf Schule, so schlimm ist es noch nicht, aber es sind doch so einige Fächer, in denen sie sich gerade deplatziert fühlt. Da die kleine Dame inzwischen als Gymnasiastin in eigenen Anliegen für voll genommen wird, war es auch schon möglich, ein paar "lösungsorientierte Gespräche" mit den Fachlehrkräften zu führen.


Mathe. Der Stoff der vierten Klasse wird wiederholt und vertieft - Shizuka langweilt sich. Die vier Grundrechenarten schriftlich im Bereich bis mehrere Billionen zu lösen, ist doof geworden. Nach drei Wochen ohne Hausaufgaben schlug die sehr genervte Mama vor, dass Shizuka das Problem mit ihrer Lehrkraft selbst klärt. Immerhin schien es im Unterricht gut zu laufen. Ein Gespräch zwischen Shizuka und ihrer Lehrkraft unter vier Augen fand auch wirklich statt und generierte eine passende Lösung: Shizuka muss im Unterricht jede Stunde beweisen, dass sie alles fehlerfrei kann, dann ist sie von den vertiefenden und festigenden Hausaufgaben (zu Deutsch: Wiederholungen) befreit. Statt dessen hat die zauberhafte Lehrkraft ein Heft mit wirklich gepfefferten Textaufgaben für sie angelegt, von denen Shizuka aber auch immer nur eine bearbeiten darf, bis sie das richtige Ergebnis und den korrekten Lösungsweg in nachvollziehbarer und leserlicher Art und Weise wiedergegeben hat. Die Lernenden werden in den kopierten und eingeklebten Aufgaben gesiezt, was uns ahnen lässt, dass das eigentlich kein Stoff für die Unterstufe ist. Trotzdem: Shizuka hat Spaß. Sie fiebert mittags den Mathe-Hausaufgaben entgegen und gibt sich Mühe, für geometrische Zeichnungen zumindest manchmal das Lineal zu benutzen. Die erste Hälfte des Heftes ist schon voll.

Deutsch. Diktate werden wöchentlich nach Übung geschrieben. Da Shizuka eigentlich eine einwandfreie Rechtschreibung hat, übt sie nicht. Und langweilt sich so sehr, dass sie schluddrig schreibt. Da werden ganze Wörter vergessen, hier und da sind Buchstabendreher drin, alles ist recht unleserlich. Ein neuer Füllfederhalter hat das Problem kurzfristig entschärft: Shizuka war so glücklich über das neue Schreibgerät, dass sie es eine Woche lang freiwillig mit Übungsdiktaten mittags zu Hause "einschrieb". Was ein sehr gutes Diktat generierte. Leider ist der Füller jetzt nicht mehr neu, sondern gut eingeschrieben, und für nächste Woche steht ein Aufsatz im Kalender. Die Hausaufgaben in Deutsch werden gerade nicht gemacht. Angeblich gibt es keine - sagt Shizuka. 

Englisch. Das Vokabelheft ist nicht nur unvollständig geführt, sondern auch noch unleserlich. Wiederholte Ermahnungen der Lehrkraft und die Heftnote haben daran nichts geändert. Das vierte Ultimatum zur Abgabe eines ordentlich oder zumindest vollständig geführten Vokabelhefts ist ungenutzt verstrichen. Die Vokabeltests sind gemischt - generell weiß Shizuka, wie Englisch funktioniert. Aber sie hat ein typisches, selbstgemachtes Problem: Die Übersetzung, die im Buch steht, fällt ihr nicht ein. Aber dafür hunderttausend weitere Bedeutungen des Wortes. Die Fachlehrkraft fragt aber mit den Vokabeltests ab, ob die Kids aus dem Buch gelernt haben - nicht ob sie Muttersprachler sind. Daher wechseln sich hier fehlerfreie Tests ab mit solchen, die nur gerade so bestanden sind. Das motiviert Shizuka nicht gerade dazu, ihr Heft ordentlich zu führen oder Hausaufgaben zu machen. Auch da besteht wohl Redebedarf.

Frühfranzösisch. Eigentlich eine AG, angeblich nie Hausaufgaben, und langweilig ist es außerdem. Shizuka hat Zählen gelernt, kann die Farben benennen und die Haustiere, ihre Verwandtschaftsverhältnisse und die Richtungen. Sie hat drei Kinderlieder gelernt und will jetzt endlich mal "was Richtiges" lernen. Keine Ahnung was, das sagte sie ihrer Mama nicht. Der Lehrkraft vermutlich auch noch nicht. Aber Tom & Jerry ist langweilig geworden. Ob ich ihr mal einen Band Asterix hinlegen sollte?

Bio. Die ersten Wochen gingen mit "langweiligem Kram" einher. Säugetiere, Säugetierknochen, was fressen die Haus- und Nutztiere. Ein paar Hunderassen kannte sie noch nicht, das war also wirklich mal interessant. Hausaufgaben? Gibt es wahrscheinlich. Ich krieg immer nur mit, dass sie mal wieder etwas nicht gemacht hat.

Eines ist jedoch sehr viel besser geworden: Japanisch. Shizuka strengt sich an, lernt und übt zu Hause. Sie liest weiterhin japanische Enzyklopädien anstatt Hausaufgaben zu machen, gerne auch mal bis 22.30 Uhr abends. 

Es zeichnet sich also so langsam ab, dass die etwas forderndere Auslandsschule mit erweitertem Sprachangebot die Problematik nicht lösen konnte, sondern dass Shizuka wieder in die alten Verhaltensmuster zurückfällt. Nach dem guten Start hier, der nun doch ein ganzes Jahr lang angehalten hat, ist das ernüchternd. Und eine Enttäuschung.