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Mittwoch, 27. Mai 2015

Verliebt!

Shizuka ist verliebt. Über beide Ohren. Und über alle Sprachbarrieren hinweg. Sie ist so verliebt, dass sie ihre Hände einfach nicht bei sich behalten kann. Die Augen leuchten und glänzen. Sie hat nichts anderes mehr im Kopf. Sie kann von nichts anderem mehr reden. Sie hat es gleich ihrer Schwester erzählt. Und ihrer Mama. Und dem Papa. Und der Lehrerin. Schüchtern sitzt sie mit dem Geliebten auf den Tatami in unserem Washitsu, Beine damenhaft untergeschlagen, himmelt ihn an, dreht verträumt mit den Fingern Löckchen in die langen Haare. Der Teddybär liegt unbeachtet in der Ecke, die letzte Flamme (ein kleiner Skateboarder - ごめんね、たいようくん) ist vergessen. Sie ist so verliebt, dass sie ganz zappelig ist, im Schlaf vom Geliebten redet, abends nicht schlafen kann, rote Ohren bekommt und am liebsten nur eines will: Mit dem Geliebten zusammen sein.

Mit dem geliebten Buch. Genau - kein menschliches Wesen männlicher Bauart, sondern ein Buch. 

Es heißt りゅうの めの なみだ (Die Tränen des Drachen), ist irgendwann in den 1960ern erschienen und basiert auf einer klassischen, vermutlich chinesischen Erzählung. Shizuka liebt das Buch. Es gibt keine deutsche Übersetzung, wir haben keine englische Übersetzung, wir haben nur das japanische Kinderbuch aus der örtlichen Bücherei. Illustriert von いわさき ちひろ

Die Bebilderung ist nicht einfach nur poetisch, sie ist göttlich. Romantisch. Lebhaft. An den richtigen Stellen historisch akkurat (Kleidung und Haartrachten), an den passenden Stellen wie ein Gedicht. Gesichter sind eher ohne Ausdruck belassen, so dass kleine und große Betrachter/-innen sie selbst in ihrer Fantasie füllen können. Die Farben und der Auftrag derselben unterstreichen die Stimmung der Geschichte, und natürlich sind Wasserfarben ein Medium, das durch den Auftrag und das Mischungsverhältnis lebt. Es scheint mir eine Mischung aus Wasserfarben/Aquarell und Kohlestift zu sein, aber ganz sicher kann ich das aufgrund des alten Drucks natürlich nicht sagen. Vielleicht ist an den Stellen, die ich für Kohlestift halte, die Tusche auch nur so "trocken" und konzentriert aufgetragen, dass der Effekt von einem Kohlestift entsteht.* Im Rahmen der kurzen Recherche zur Illustratorin fiel uns auf, dass wir bereits ein Buch mit ihren Kunstwerken besitzen: つる の おんがえし (Der Dank des Kranichs) ist noch aus meiner Kindheit da, in deutscher Variante. 

Aber es ist das erste rein japanische Buch, mit Kanji und kompliziertem Satzbau und komischen, altmodischen Wörtern, das Shizuka nicht mehr aus der Hand legen will. Sie liest, sie will wissen, wie die Geschichte weitergeht, sie hat alle Bilder schon mindestens hunderttausendmal angeschaut, und sie hat sich die Wörterbücher aus Mamas Regal geschnappt, um nur ja alles richtig zu verstehen. Grammatikerklärungen muss Mama leisten, denn Papa hat berufsbedingt mal wieder wenig Zeit. Uff!**

Dank der Mitteilungsfreude Googles ist jetzt auch das Ausflugsziel für einen der nächsten Sonntage klar: Es gibt in Tokyo ein Museum mit den Arbeiten der Illustratorin. Interessierte Familien aus unserem Bekanntenkreis sind natürlich willkommen, uns zu begleiten. Ein Bilderbuchmuseum ist etwas, was uns völlig neu ist, und dementsprechend groß ist die Neugierde nun doch. 

Was soll ich sagen? Die Liebe meiner Tochter ist mir wichtig, auch wenn es "nur" um Bücher geht. Wir haben das Buch inzwischen käuflich erworben, gebraucht, und noch einen ganzen Stapel mehr Bücher von der gleichen Illustratorin. Immerhin hat hier bald jemand bald Namenstag ...


*Jetzt juckt es mich in den Fingern. Muss ich bei Gelegenheit selbst mal ausprobieren. Immerhin habe ich farbige Reibetuschen, Tuschestifte und Kohle samt geeignetem Papier seit gut drei Monaten neben dem Schreibtisch stehen, weil ich noch ein paar Illustrationen für eigene Arbeiten brauche und mich mal an neuen Farben versuchen will ...

** Mir zur Seite steht unsere kompetente Hauslehrerin 中村先生, die ob der altmodischen Sprache des Buches zwar stöhnt, aber Shizukas Begeisterung so motivierend findet, dass sie doch hilft. 「本当に 古い 話 ですから、言葉 は 子供に 難しい です。 よくない です。 その 言葉は 子供と 話す 時に いりません。」Ich bekomme also durchaus Unterstützung "vom Fach", sonst würde ich mir das nicht zutrauen.

Samstag, 9. Mai 2015

Nachtrag

Eine längere Recherche online und in diversen Tierbestimmungsbüchern hat etwas Licht in eine dubiose Sache gebracht: Wir haben keine Kröten im Park gesehen, sondern Ochsenfrösche. Shizukas Papa hatte das nach dem ersten Blick auf die nach Hause gebrachten Beweisfotos schon gesagt, war sich aber - wie wir - relativ sicher, dass die Tiere eigentlich nicht in Japan leben. Tun sie doch. Irgendwann einmal haben die (was irgendwie alle deutschen Kinder irgendwann mal aufschnappen) in Nordamerika und Teilen von Afrika beheimateten Tiere über Schiffsfracht den Weg nach Japan gefunden. Und nach China. Und nach Australien. Und nach Europa. Sogar in Frankreich und Italien soll es inzwischen einige Populationen von Ochsenfröschen geben. 

Die hier beobachteten ウシガエル (ushigaeru, Rana catesbeiana oder Nordamerikanischer Ochsenfrosch) sehen im Vergleich zu den meisten im Internet zu findenden Bildern etwas zierlicher und kleiner aus, sind dunkelgrün bis schwarz, aber eindeutig Ochsenfrösche. Die laut Wikipedia dazugehörenden Kaulquappen haben wir aber ganz sicher nicht gesehen - "unsere" Kaulquappen sind inzwischen zu kleinen Fröschen geworden, die etwa die Größe einer getrockneten Linse haben. Ausgehend von den in der deutschen Linsensuppe verarbeiteten Linsen, selbstverständlich - es geht hier nicht um exotisches Gemüse. 

Die hier zu sehenden Frösche sitzen auf Blättern vom Breitwegerich (Plantago major), auf Japanisch セイヨウオオバコ. Auch diese Pflanze ist nicht im eigentlichen Sinne heimisch, sondern eine Neophyte, die sich von Europa aus in Japan ausgebreitet hat und heute von Hokkaido bis Okinawa verbreitet ist.

Donnerstag, 7. Mai 2015

Es tut sich etwas in der E-Book Landschaft ...

Das Literaturcafé hat mich auf den neuen Sachverhalt hingewiesen: Im Rahmen des Joint Venture Tolino gibt es jetzt eine Plattform, auf der selbstpublizierende Autorinnen und Autoren ähnlich einfach wie bei Amazon ihr E-book hochladen und zu Ende gestalten können. Ausprobiert habe ich beide Plattformen noch nicht, aber das Ganze klingt interessant. Denn mit dieser Plattform wird es möglich, E-Books auch außerhalb des Amazon Imperiums verhältnismäßig einfach und ohne vertragliche Bindung an einen Verlag zu vernünftigen Preisen und sinnvollen Margen zu publizieren. Ein Traum! Denn die Bindung an Amazon ist damit hinfällig, es sind viel mehr E-Books zu erwarten, die auf allen möglichen verschiedenen Readern gelesen werden können (Amazon hatte mit dem Kindle ein eigenes Format verbunden, das auf anderen Readern nicht gelesen werden konnte), und die kostengünstiger und fernab des Verlags-Mainstreams erstellt und vertrieben werden können. Für die breite Masse an Leserschaft, selbstverständlich, denn wer komplett Indie wollte, konnte das bisher auch schon finden. 

Bleibt zu warten, wie sich die Geschichte für Kinderliteratur entwickelt, und wie der internationale Vertrieb über die Händler Libri, buecher.de, buch.de, Thalia et cetera aussieht. Alles deutsche Unternehmen, die Ladengeschäfte in Deutschland betreiben und eine deutschsprachige Internetpräsenz unterhalten, also international gar nicht so arg ins Gewicht fallen. Meiner Ansicht nach ist Amazon da immer noch vorne, denn die jeweiligen Ländershops funktionieren einfach gut. Das Geschäftskonzept ist trotzdem in meinen Augen suboptimal, von den tatsächlichen Rechten der Käufer/-innen an den E-Books über die Preisgestaltung bis hin zu der Nutzung der Kindle-Geräte, die keine unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten bei Geräten, die in der Familie geteilt werden, zulassen. Es ist vor allem die fehlende Kindersicherung, die mich stört. Immer noch. 

Zeitversetzt: Von Delphinen, Erdbeben und Vulkanen

Vor einigen Wochen waren Verwandte aus Deutschland zu Besuch. Der erste Langstreckenflug, die erste Reise per Flieger überhaupt, und dann auch noch (für einen der beiden Herren) die erste Erfahrung mit einer anderen Zeitzone. Dazu kamen Warnstreiks bei der Deutschen Bahn, ein kürzlicher Flugzeugabsturz in Südfrankreich und die allgegenwärtige Erdbebengefahr, die in Japan aus deutscher Sicht zu bestehen scheint. Auch das Thema Fukushima ist noch nicht erledigt in Deutschland - man ist misstrauisch. Kurz und gut: Die Herren landeten sicher, waren etwas grau um die Nase, weil sie dank des umfassenden Services und des guten Essens in der Business Class nicht wirklich Schlaf gefunden hatten, und wurden erst einmal ein paar Tage von uns gepäppelt. 

Und dann, am 11. April, beim Frühstück und dem üblichen Surfen durch Online Zeitungen und ein paar interessante Blogs, entdeckten Shizuka und ich (Mama) eine interessante Meldung: Delphine in Ibaraki gestrandet. Deutschsprachig zusammengefasst von Tabibito.

Shizuka hat sich um den letzten Jahreswechsel herum dank eines Schulprojekts sehr ausführlich mit dem Thema Vulkanismus beschäftigt, und ihr erster Gedanke war: Mama, der Fuji qualmt seit 2012 stärker. Hier passiert etwas. 
Naja, dass sich hier etwas tut, ist klar. Wie kam sie auf den Vulkan? Nun, sie war so tief in das Thema eingetaucht, dass sie wusste, wie stark sich das Erdmagnetfeld dank der Bewegungen und Druckveränderungen in vulkanisch aktiven Gebieten immer wieder verändert. Sie weiß, dass in einigen Arealen am Hang des Fuji Kompasse verrückt spielen, weil der Untergrund aus vulkanischem Gestein besteht, das bei seiner Erkaltung nach dem letzten großen Ausbruch noch eine andere erdmagnetische Ausrichtung zeigte. Und sie weiß, dass sich Delphine und Wale am Erdmagnetfeld orientieren. Unser Landsmann hatte hier also wieder einmal Vulkanfieber ausgelöst. Shizuka war weniger von einem großen Erdbeben oder militärischen Übungen überzeugt als von einem bevorstehenden Ausbruch irgendwo hier in Asien. Da sich hier am Pazifischen Feuerring permanent recht viel in dieser Richtung tut, wurden vermehrt Nachrichten geschaut. 

Es kam irgendwann der doppelte Vulkanausbruch in Chile - zu weit weg, unwahrscheinlich, dass da ein Zusammenhang bestand. Danach folgte das Erdbeben in Nepal.  Ein kurzer Blick auf eine Karte, die die Verteilung der Kontinental- und ozeanischen Platten der Erdkruste zeigt, verriet uns, dass da vielleicht ein Zusammenhang besteht, aber eher nicht. Und nun gibt es eine Warnung den Hakone betreffend. Mehrere kleinere, aber durchaus bemerkbare Erdbeben in den letzten Tagen rund um den Vulkan herum ließen die Warnstufe auf 2 steigen, die Seilbahn der berühmten Hakone-Tour wurde gesperrt, und im Radius von 300 m darf niemand an den Berg heran. Wir waren am 1. Mai noch im 彫刻の森美術館, dem Hakone Open Air Museum. Die Distanz ist uns nicht genau bekannt, aber auf der Karte sieht man, dass das auf der Straße so um die sechs Kilometer Entfernung sind. Gar nicht weit weg ... Nun ist Shizuka überzeugt, dass die in Ibaraki auf Grund gelaufenen Delphine damit in Zusammenhang stehen. Denn es muss schon arg rumoren im Erdmantel, bevor der Druck sich in den Kammern unter und in der Kruste so stark erhöht, dass es zu spürbaren Erdbeben und in der Folge zu einem Ausbruch kommen kann. Wir verfolgen nun gespannt den weiteren Verlauf der Dinge.

In den deutschen Medien ist übrigens nichts von den gestrandeten Delphinen angekommen, sonst hätten die zu den beiden besuchenden Herren gehörenden Damen bei der abendlichen Videosession nicht so entspannt geklungen. Beruhigend.