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Samstag, 21. Februar 2015

Seelenpflege

Es wird Frühling. Die ersten im November liebevoll gesetzten Krokusse blühen im Garten (Ende Februar, unglaublich), Narzissen und Tulpen und Lilien sprießen. Wunderkind Nummer Zwo hüpft fröhlich herum und jault herzzerreißend さいた さいた チュリップ の 花 が 。。。

Passend zum angenehm sonnigen und warmen Wetter haben wir den größten Teil des heutigen Tages im Freien verbracht, nach dem Aikido-Training* im Schulhof gepicknickt, sind Fahrrad und Rollschuhe gefahren, Dosenstelzen gelaufen und haben Ball gespielt. Da die Schule am Wochenende Treffpunkt aller erholungssüchtigen Eltern und Kinder ist, waren wir nicht alleine, und wir haben es genossen.** 

Und während nun meine Nummer Eins Mathehausaufgaben erledigt, habe ich mir seit langem wieder einmal meinen MP3-Player herausgesucht und eingestöpselt (Danke, Bruderherz!). Zuerst Paddy goes to Holyhead, saftig-fetzige Stücke aus den Mitt-1990ern, mit etwas Fidel dabei und viel Gitarre. Ich muss wohl mitgesungen haben beim Sashimi Zubereiten, denn plötzlich tönte ein "Mama, Du störst!" aus dem offenen Wohnzimmer. Okay, Töchterchens Geometrie war gestört. Dann eben leiser. Kurz danach dann ein interessierter Blick: "Was singst Du da von Muffins?" Ich bekam kurzerhand Zirkel und Geodreieck in die Hand gedrückt, die Ohrstöpsel war ich los, und mein 8jähriger Zwerg fetzte zu "Red Rasta" durch's Wohnzimmer. Die erste Kinderdisco in Japan, und dann auch noch zu (sagen wir es freundlich) geschmackvolleren Sachen als dem gewohnten Rolf Zuckowski. Die Kleine ging ziemlich ab. "Civil War" fand dagegen weniger Begeisterung "Das fetzt, aber ich find das in der Ukraine gerade zu traurig, da will ich keine Musik drüber hören." Mit den Auseinandersetzungen in Irland konnte sie nicht viel anfangen, Geschichtsunterricht gibt es in der Grundschule noch nicht, und in Englisch wird das nicht angesprochen. Einverstanden - muss ich dann wohl irgendwann selbst übernehmen. Wer Paddy hört, sollte wissen, was er/sie hört.

Nach kurzer Pause und Begutachtung der kolorierten Geometrien im Matheblock ging es zurück in die Küche, diesmal mit Rosenstolz. Klar, ist nicht ganz kinderfreundlich - aber hey: Ohrstöpsel. Ich dachte, das reicht. Nein. "Mama, LATEIN!?" Öhem, ja. Amor Vitam. Die Stöpsel wurden wieder weitergereicht, Kind sang mit. "Die singt voll cool! Und der Kerl, Schokolade!" Ich nehme mal an, dass sie sich auf die Stimme bezog, so kurz vorm Abendessen. Nachdem ich erst gestern in der Schule im Rahmen eines Vortrags darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Sprachen nicht nur zum Sprechen gut sind, sondern für viel mehr taugen, kam das nun nicht ganz unerwartet. Es diskutiert gerade gefühlt ganz Deutschland über Sinn und Unsinn von Latein und Altgriechisch in der Schule. Ich will an dieser Stelle erwähnen, was ich gestern schon vertreten habe: Allein als Fremdsprache mag es für Kinder heute sehr unsinnig sein, tote Sprachen zu lernen. Sie werden schlicht nicht gebraucht. Aber Latein ist nicht Sprache. Latein ist eine Wundertüte (Altgriechisch genauso). Es geht nicht darum, die Sprache zu lernen - die ist eigentlich nebensächlich. Das ist stures, stupides Auswendiglernen von Grammatik und Vokabeln, vieles davon schult das logische Denken, aber nicht viel mehr. Das, was dabei wirklich wichtig ist, ist das drumherum. Latein ist Kultur, Sachunterricht in gewissem Sinn. Denn in welchem anderen Fach sonst könnten junge Menschen Archäologie entdecken, Mythologie kennenlernen, sich mit der europäischen Geschichte auseinandersetzen und amüsante Missverständnisse über "Germanien" lesen? Liebesgedichte, die Biologie zum Hintergrund haben, Philosophie und Staatskunde - Latein ist nicht Sprache, sondern ein Einstieg in interdisziplinäres Arbeiten. Und deshalb finde ich es wichtig, dass es weiterhin an Schulen gelehrt wird. Gerne auf freiwilliger Basis, aber es sollte gelehrt werden. Es erschließt Kindern so viele neue Möglichkeiten, zeigt ihnen Wege, zu ihrer Identität als Europäer zu finden, und hinter jeden neuen Buchseite öffnen sich neue Türen in unbekannte Welten. Latein weckt Forscherdrang und macht neugierig, wirft mehr Fragen auf, als es beantworten kann, und ja: Man kann durchaus über Roma B I zur Vulkanologie kommen. Mir ist bewusst, dass andere Schulfächer auch das Potential dazu haben. Dank dem überladenen deutschen Lehrplan der einzelnen Länder bleibt es aber beim Potential, und zwar bei ungenutztem Potential. Für Lateinunterricht steht Latein auf dem Lehrplan und lässt den Lehrkräften die Freiheit, die Kinder mit allen möglichen Extras für Sprache und Unterricht zu begeistern. Es hängt allerdings auch hier (Wo nicht?) unglaublich viel an der Persönlichkeit und Arbeitsweise der Lehrkraft. Aus meinem eigenen Erfahrungsschatz heraus wage ich zu behaupten, dass Altgriechisch, Hebräisch in gleicher Weise funktionieren.



* Auch das verbuche ich unter Seelenpflege. Bevor ich Kinder hatte, habe ich leidenschaftlich verschiedene Kampfsportarten trainiert. Es gibt so einiges, was während der Schwangerschaft oder mit Stillkindern eben doch nicht geht ... Meine Samstag Morgende sind mir seit November heilig, denn die gehören dem Sport und mir.
** Auf dem Heimweg beehrte uns auch wieder der kleine Eisvogel im Park, mit der üblichen Traube fotografierender Japaner rundherum. Vogelfotografie schein hier ein rein männliches Hobby zu sein, und zudem noch auf Menschen im Rentenalter reduziert. Eigenartig.

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