Shizuka lernt Japanisch. Jeden Samstag geht sie brav zur Japanischen Schule, um drei Stunden lang Unterricht in der Landessprache zu haben, anschließend, so hat sie sich entschieden, gibt es noch eine Stunde Mathematik und eine Stunde Kendo. Shizuka liebt die Japanische Schule. Die ist im Unterricht zwar nicht besser als die staatliche deutsche Grundschule, die sie besucht. Es werden keine fortschrittlichen Lernmethoden, neuen Medien oder andere interessante Dinge genutzt. Aber Shizuka mag die Schule. Lernen macht Spaß, der Umgang mit den Kindern, die Japanisch mit ihr reden, tut ihr gut, und sie freut sich jeden Samstag vor allem auf die Mathestunde und Kendo. Hausaufgaben in Mathematik macht sie unheimlich gerne. Aber eben nur in Mathematik. Die Lesehausaufgaben sind auch kein Problem, aber beim Schriftzeichen lernen tut sie sich schwer. Übungsblätter, auf denen man die neuen Schriftzeichen immer und immer wieder schreiben soll, eingebunden in Geschichten, graphisch dargestellt, nach Aussprache oder wie auch immer, das ist ihr Ding nicht. Und dementsprechend geht sie oft genug ohne Hausaufgaben zur Schule, schneidet in den entsprechenden Leistungsabfragen schlecht ab und verspürt immer weniger Motivation, sich mit dem Erlernen der Schrift zu befassen. Klar, Japanisch ist nicht einfach - aber Übungsblätter sind Übungsblätter, und Lesen und Schreiben können ist etwas ganz anderes. Dachte sich Shizuka und schnappte sich letzten Sonntag eine Kiste mit 5 kg Dekosteinen aus Glas in allen Farben. Sie war eine halbe Stunde lang beschäftigt, dann prangte auf dem Wohnzimmerboden ein raumfüllender Satz (für Kenner: Sie brauchte zwei Tatami zum Schreiben, Originalmaße) in glitzernden roten, grünen, weißen und blauen Glassteinen, den wir bis zum Dienstag Abend nicht zerstören durften:
お父さんは大好きです!
Wer Ideen hat, wie wir Shizuka weiterhin beim Lernen ihrer Schrift unterstützen können, wo es kindgerechte, spielerische oder kreative Lernsoftware für Mac-User gibt, der darf sich gerne melden. Analog und kreativ ist zwar auch schön, erfahrungsgemäß hält die Begeisterung aber nicht lange an. Und es wird schwierig, die zwanzig Kanji, die jetzt jede Woche neu kommen, in unserem Wohnzimmer unterzubringen ...
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