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Montag, 27. April 2015

Viehzeug

Shizuka hat den Frühling wahrgenommen. Sie hat mehr als zwei Wochen Ferien, und das während der ersten anhaltend warmen und sonnigen Tage ohne regnerische Unterbrechung. Die kleine Schwester ist glücklich im Kindergarten angekommen, was jeden Morgen mehrere Stunden lang Ruhe zum Lesen mit sich bringt (sehr entspannend auch für Shizukas Mama), und jeden Mittag in Ausflügen in der näheren Umgebung endet. Und dabei entdeckt man so allerlei Lebewesen mit teilweise recht vielen Beinen. Erschreckend vielen Beinen.

Da sind zum Beispiel die kinderfaustgroßen grauen und weißen Larven, die im Blumenbeet herumwühlen. Wir haben die Beine nicht gezählt, die kleinen Krabbler waren einfach zu schnell. Und hatten beeindruckende Beißwerkzeuge. Aufgrund der Größe vermuten wir, dass daraus bald せみ schlüpfen. Die Singzikaden machen in Japan im Sommer einen Heidenlärm, und wir meinen zumindest die ersten schon gehört zu haben. Da wir heute im Laufe des Tages einige von der Größe her passende Löcher in den Blumenkübeln gesehen haben, könnte das durchaus sein. (Wer Fragen zur Größe hat: Wikipedia hat einen japanischen Eintrag. Dort sind 13 cm als Körperlänge eingetragen. Körperlänge. Nicht Flügelspannweite.)

Im Garten machen die Ameisen mobil. Unsere Exemplare sind etwa einen Zentimeter lang, rabenschwarz und nicht aggressiv. Aber neugierig. Auch bei geschlossenen Türen und Fenstern haben wir täglich etwa fünf bis zehn der Kollegen zu Besuch, die in Wohn- und Esszimmer den bei keksliebenden Kindern so nötigen Staubsauber ersetzen. Die harmlosen kleinen Gesellen wurden von uns bislang immer liebevoll, aber sehr bestimmt zurück an die Luft gesetzt, ohne ihre Beute. Es sind weniger geworden, die Tiere werden ihrem Ruf gerecht und erweisen sich als lernfähig. Zugegeben: Die zurückgeschickten Exemplare waren nicht mehr lebendig. Sie hatten Kontakt mit der Zeitung.

Ebenfalls im Garten gesehen: eine Eidechse. Diesmal wirklich eine Eidechse, kein Gecko, sie war metallicglitzernd mit goldenen Streifen auf dem Rücken und setzte mit leichtem Fauchen unsere Jüngste in Entzücken. Das Tierchen hatte deutliche Eidechsenfüße (ohne Lamellen), hielt sich aber trotzdem ganz geschickt an unserer Gartenmauer fest und tankte Sonne. Eine ganze Menge davon sogar, etwa eine Stunde lang. Grasschneidearbeiten, Gießen und ein wuselndes Kindergartenkind konnten sie nicht verschrecken. Aufgrund der Färbung würde ich sagen, dass wir ein männliches Exemplar im Garten haben. Nun ist uns über die Lebensweise der Tiere nicht so viel bekannt, aber Shizuka will gerne aus schwarzem Speckstein ein Eidechsenhaus mit vielen engen Ritzen zum Verstecken arbeiten, damit das Tier bleibt und eine möglichst große Familie gründet. Denn diese Eidechsen fressen Insekten, und das ist immerhin besser als dass die hier allgegenwärtigen Stechmücken uns oder die Kakerlaken unser Obst auffressen.

Kakerlaken sind die nächsten Viecher, die uns im Moment beschäftigen - wir haben noch keine einzige gesehen. Pünktlich zu Ferienbeginn warnten die hier ansässigen Damen der Deutschen Schule, dass die kleinen Krabbeltiere nun während der Ferien aus ihren Löchern kriechen würden. Taten sie bislang nicht. Gift legen wollen wir nicht, mit der Zeitung sind wir vermutlich zu langsam, und ob der Stromschlaginsektenvernichter von Papa da viel ausrichtet, ist zweifelhaft. Wir suchen also gerade verzweifelt nach einer Art Pheromonspray, mit dem wir eine mehr oder minder harmlose Barriere um die Wohnräume ziehen können. Im Garten stören uns die Tiere nicht, und da wir kleine Kinder im Haus und willkommene Insekten im Garten haben, ist Gift wirklich ein No-Go. Gilt auch für die üblichen Klebepapiere, die die Tiere anlocken wie die deutschen Fliegenpapiere. Wer ein Produkt kennt, dass unseren Wünschen nahe kommt, möge sich bitte melden! Sonst wird der beste Ehemann von allen vermutlich doch Borkugeln kaufen.

Noch mehr Viehzeug: Kaulquappen. Wir haben nunmehr insgesamt vier Tage in diversen Parks damit verbracht, die Amphibienbabys zu beobachten. Sie wurden mit der Lupe untersucht, im Wasser gestreichelt (ja, das geht - die sind zutraulich), mit Hand oder Käscher gefangen und in der Becherlupe inspiziert, mit winzigen Insekten gefüttert und vor den bösen Fischen im Teich gerettet. Das Beweisfoto:



Die Tiere entwickeln sich prächtig, sie haben inzwischen nicht nur Beine, sondern auch Füße mit Zehen und kleine Vorderbeinchen. Allerdings sind die Fische im See auch immer frecher geworden und haben in unserem Lieblingsteich die Bestände etwa halbiert. Als Shizuka heute eine dicke, fette Kröte im Uferschlamm sah, war sie gar nicht mehr so traurig - denn wer weiß schon, aus welcher Kaulquappe ein süßer kleiner Frosch wird und aus welcher eine fette, warzige Kröte? Auf das Foto verzichten wir an dieser Stelle.

Noch mehr Viehzeug gab es in Parks und Garten: Die Schmetterlinge kommen. Zitronenfalter, Schwalbenschwänze und ein paar andere Arten, die wir so in Deutschland auch kennen, sind dabei (die kleinen blauen zum Beispiel, deren Namen wir immer vergessen), wenn auch ein paar Nummern größer als "zu Hause". Aber da sind eben auch ein paar Exemplare dabei, die wir so nicht kennen. Einen davon hätten wir fast für eine tagaktive Fledermaus gehalten, weil der groß und schwarz nah über der Wasseroberfläche im Park dahinflitzte und immer wieder die Wasseroberfläche berührte. Art unbekannt. Aber wir forschen weiter! Und auch hier noch einmal der Aufruf an alle, die schon länger hier leben und der deutschen Sprache mächtig sind: Wir suchen einen kinderfreundlichen Naturführer für die hier heimische Fauna und Flora. Fauna ist wichtiger. Sowohl in der Deutschen Schule als auch im Bekanntenkreis konnte uns niemand helfen. Es muss kein deutschsprachiges Werk sein, Englisch und einfaches Japanisch sind auch okay. Aber es sollte eben auch keine wissenschaftliche Abhandlung sein, und mit den Larifari-Büchern, die den Unterschied zwischen Säugetier und Insekt rein an der Größe festmachen und weiter nichts erklären, können wir auch nicht viel anfangen. Gerne auch im E-Format.