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Dienstag, 18. April 2017

Alle Register

Shizuka ist eine Quasselstrippe. Auf Japanisch nennt man das お喋りちゃん, o-shaberi-chan. Im Englischen ist der Ausdruck chatterbox wahrscheinlich adäquat. Da Mama Wert darauf legt, dass die Kinder in einem altmodischen, eher analog ausgerichteten denn digitalen Haushalt aufwachsen, kennt Shizuka noch den altmodischen Kassettenspieler und -rekorder. Sie scherzt selbst: Sie ist in der Lage, eine 90-Minuten-Kassette in nur einer Viertelstunde vollzuquatschen. Und das inzwischen viersprachig, denn das Schulfranzösisch wird derzeit über Asterix-Comics, bei Duolingo und Rosetta Stone ausgebaut. Das Vokabelheft modert unter einer dicken Staubschicht irgendwo im Klassenzimmer.

Witzig im Alltag ist, was Shizuka in welcher Sprache erledigt. 
Alltag und Schule – Deutsch. 
Spielplatz und Einkaufen – Japanisch*. 
Lieder, Gesang, Rhythmus, Percussion, Musik allgemein – Englisch. 
Sie singt auch. Von Kinderliedern über Pop bis hin zu Rock und Metall. Aber Englisch. 
In der Küche, beim Zählen und bei der Klassischen Antike (Geschichtsunterricht) sind wir dagegen derzeit Französisch unterwegs. Der Papa reagiert amüsanterweise vermehrt auf Französisch, wenn Shizuka etwas will. Bislang bestand er immer darauf, der japanische Teil der Familie zu sein. Noch vermuten wir keine Identitätskrise, aber das kann noch kommen.

Ganz anders die kleine Schwester. 
Alltag, Spielplatz, Bastelarbeiten, Rechnen, Gesang und Klavier werden Japanisch abgehandelt. Da muss auch die Mama Japanisch ran, das Kind ist stur. 
Sport, Literatur, Brett- und Kartenspiele sind dagegen Deutsch belegt**.  
Kinderlieder und Schreiben sind bei ihr Englisch belegt. Sie kann sich über das Alphabet und ihre Schreibbemühungen einfach nicht Deutsch unterhalten, weil sie das zwar einerseits mit Mama auf Deutsch macht, andererseits aber als 英語, ei-go (Englisch) im Kindergarten mit ihren Freundinnen teilt. Und ja, es sind lustigerweise nur Freundinnen. Sie spielt nicht mit Jungs. Nur in der Freizeit, zu Hause, auf dem Spielplatz, im Umfeld der Deutschen Schule. Niemals im Kindergarten. Da sind Jungs doof, sie hauen, treten, spucken, ärgern, mögen nur Ninja und so blödes Zeug und haben nichtmal von Dinosauriern wirklich viel Ahnung!*** Sagt die kleine Schwester. Echte Dinos sind deutsch bei ihr.



* Klavier auch, dank der kleinen Schwester, die bei der gemeinsamen mehrsprachigen Klavierlehrerin bevorzugt Japanisch nutzt und zu Hause natürlich mit Shizuka zusammen in die Tasten haut. Mit Shizuka spricht die Klavierlehrerin dagegen überwiegend Deutsch. Zwei Kinder, eine Familie, zwei Sprachen. Die arme Dame.

** Immer, ohne Ausnahme. Das geht soweit, dass die kleine Schwester auch besuchenden japanischen Kindern die Regeln von Memory oder Uno nicht auf Japanisch erklären kann, sondern die Mama oder Shizuka das übernehmen müssen.

*** Es scheint eine ganz einfache Schwarz-Weiß-Geschichte zu sein mit den Dinos und den japanischen Jungs. Blutrünstige Monster gigantischen Ausmaßes – ja. Fakten wie gefundene Skelette, Unterscheidung in Pflanzen- und Fleischfresser, korrekte Bezeichnung der verschiedenen Arten – nein. Da Dinosaurier aber nach heutigem Wissensstand weder ausgeprägt rosa, noch 可愛い (kawaii, herzig/niedlich) oder rüschen- und schleifchenbesetzt waren, kann sich die kleine Schwester auch nicht mit den japanischen Mädels darüber unterhalten. 大変ねえ!Die Dinos müssen deutsch bleiben.

Nachtrag:
Register bezeichnet in der Linguistik eine bestimmte Wortwahl, grammatische Konstruktionen oder eben bei multilingualen Menschen auch die jeweilige Sprache, in der mit bestimmten Leuten oder über bestimmte Themengebiete gesprochen wird. Hier spiegelt die Sprachverwendung soziale Beziehungen wieder. Mir war nicht bewusst, dass ich da ohne Erklärung einen Fachausdruck verwendet hatte. Ich bitte um Entschuldigung, wenn das Verwirrung gestiftet hat.

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