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Montag, 24. Juni 2013

Eine Erfahrung, frustrierend, und ein Plädoyer, von Herzen.

Wir haben es ausprobiert. Es gibt einige gar nicht so schlechte Kinderbücher, die für den Kindle verfügbar sind und sogar über eine annehmbare Bebilderung verfügen. Pferdebücher, die einzelnen Geschichten aus der Conni-Reihe und dergleichen sind für den Kindle verfügbar, wenn auch kaum kostengünstiger als die jeweilige Papierversion. Meine Tochter ist eine Leseratte, für eine Erstklässlerin wirklich gut und schnell, und sie verschlingt eine ganze Jute-Tasche voll Bücher aus der Bücherei pro Woche. Sie liest selbständig, liest ihrer Schwester vor, liest mir vor - sie liebt Bücher. Bibliophil, würde ich sagen.

Wie ist das nun mit dem Kindle? Ich darf ihr ganz oft Bücher vorlesen, und da ist ihr der Kindle genauso recht wie ein "echtes" Buch. Sie hat keinerlei Vorbehalte in Bezug auf Technik, und Vorlesen mithilfe von MacBook, iPad und iPhone ist auch okay. Selber lesen? Nein. Das iPhone ist ihr zu klein, das iPad zu schwer, das MacBook zu unhandlich. Versteh ich alles, geht mir in vielen Lebenslagen genauso (abgesehen von Fachliteratur auf dem MacBook, das ich ohnehin als Arbeitsgerät benutze).

Und der Kindle? Den mag sie nicht. Trotz angenehmer Hülle, die dank Baumwollbezug perfekt in der Hand liegt, nicht mehr wiegt als ein Taschenbuch und auch ungefähr das gleiche Format hat. Das Ding wird sogar aufgeschlagen wie ein Buch, die Kinderbücher haben Bilder wie im richtigen Buch, und die Schriftgröße ist (unpraktisch für mich, gut für sie) auf Leseanfänger-Größe eingestellt. Aber sie liest nicht. Sie mag es nicht. Meine Tochter braucht Papier in der Hand, braucht das griffige Gefühl von Seiten, die man blättert. Warum? Keine Ahnung. Und ich will auch nicht weiter in die Tiefe gehen - es gibt viele Artikel, die sich mit der Erfahrung Papierbuch versus e-Book beschäftigen, ohne wirklich zu einem Ergebnis zu kommen. Was für Erwachsene eine banale Diskussion zu sein scheint (Fortschritt versus Tradition) ist aus kindlicher Sicht schlicht eine Frage des Gefühls. 

Der Kindle fühlt sich komisch an.
Es fühlt sich nicht wie ein Buch an.
Man kann nicht blättern. (Doch, kann man - aber nicht wirklich, sondern man drückt Knöpfchen.)
Das Ding hat kein richtiges Gewicht.
Man kann nicht zurückgehen zu einer vorherigen Seite.*
Die Seiten sehen komisch aus.

... kurz und gut: Das Kind liest nicht. Nicht selbst. Auch nicht das, was für sechsjährige Mädchen der Himmel auf Erden ist und vergleichbar mit einem guten, alten Whiskey für den Papa, sprich eine Connie-auf-dem-Reiterhof Geschichte. Nicht einmal die konnte die kleine Dame zum Lesen mit dem Kindle animieren. Als wir das Buch auf Papier in der Bibliothek gefunden haben, war es innerhalb weniger Stunden noch am selben Tag konsumiert. Eigenartig. Es ist also müßig zu diskutieren, ob die elektronischen Bücher irgendwann das Papier verdrängen werden. Solange Kinder mit ihren besonderen Ansprüchen lesen wollen und Eltern wollen, dass die Kinder lesen, wird es vermutlich Bücher aus Papier geben. Ganz einfach, weil für Kinder die taktile Erfahrung dazu gehört. Ein Buch kann man ganz anders anfassen als einen Kindle, man kann rosa Papierstreifen mit Glitzerpulver verzieren und als Lesezeichen benutzen, man kann eine Büroklammer mit Pferdefigürchen in die Seiten klippen, man kann sein eigenes Ex libris mit dem selbstgemachten Moosgummi-Stempel auf die Seite mit dem Schmutztitel drücken, man kann es noch lesen, selbst wenn am Lagerfeuer ein Glas warmer Orangensaft drübergegossen wurde oder es im Zeltlager im Regen lag ... Es gibt tausende Dinge, die man mit einem echten Buch anstellen kann, mit einem e-Book nicht. Und das betrifft auch den Wiederverkauf aus zweiter Hand - mit einem Buch kein Problem, mit einer Datei schon eher und beim Kindle unmöglich. 

Und damit stehe ich wieder da, wo ich vor einem Jahr schon stand: Soll ich die Shizuka-Geschichten nun als e-Book, als Print-Version oder gar nicht veröffentlichen? Ehrlich gesagt tendiere ich gerade zu "gar nicht", denn die Erfahrungen meiner Tochter mit dem Kindle sind frustrierend. Ich schreibe keine reinen Vorlesebücher, das geht mir gegen den Strich. Lesen ist in meinen Augen ein soziales Event, an dem Kinder gemeinsam mit Eltern, Großeltern, Geschwistern oder anderen Bezugspersonen teilhaben, bis sie irgendwann entscheiden, dass sie das lieber alleine für sich machen. Ein gutes Kinderbuch muss beides bieten: die Möglichkeit, äußerst theatralisch mit Grunzen, Schreien, Flüstern, Säuseln und Gekicher vorgelesen zu werden, und die Möglichkeit, alleine heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen zu werden.


* Das stimmt! Also, man kann natürlich im Text zurückblättern, aber weil es keine feste Seiteneinteilung gibt, verschiebt sich der Text bei jedem Blättern. Lesen ist nun eine sehr optische Angelegenheit. Wer eine Passage noch einmal lesen will, aus welchem Grund auch immer, wird sich erinnern, dass der Text oben, mittig oder unten auf der Seite stand - eine Unmöglichkeit, den mit dem Kindle wiederzufinden! Denn es kann sein, dass eine zuvor auf der Seitenmitte angesiedelte Passage nun plötzlich auf zwei Seiten verteilt ist, weil sich der Text verschoben hat.