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Dienstag, 13. Juni 2017

Komische Vögel

Shizuka und die kleine Schwester haben im Winter vorbildlich für das leibliche Wohl unserer gefiederten Freunde gesorgt. Das Futterhäuschen im Garten wurde regelmäßig neu befüllt. In den Bäumen waren kleine Töpfchen mit ゼリー (zerii, so eine Art Wackelpudding) für die kleinen grünen メジロ (mejiro, wörtlich Weißauge, kleiner grüner Vogel mit weißem Ring um die Augen) verteilt. Die Tiere trinken normalerweise Blütennektar und fressen Obst, informierten sich die kleinen Damen im Vorfeld. Für die Meisen gab es Sonnenblumenkerne, für die Tauben Mais, für ムクドリ(mukudori, japanische Stare) und ヒヨドリ (hiyodori, Orpheusbülbül) hingen aufgeschnittene Äpfel und Orangen in den Bäumen. Zusätzlich gab es getrocknete Mehlwürmer in kleinen Futternäpfen am Gartenzaun und Getreidemehl für die kleineren Vögel unbekannter Vorlieben. Die Spatzen flitzten überall dazwischen herum, manchmal kamen Rotschwänzchen in den Garten. Ab und an besuchte uns die Blauelster aus dem nahen Park. Nur die Krähen blieben fern, das Futter war nicht so ihre Sache. Im 和実 (wajitsu, traditionell eingerichteter Raum) hing ein Plakat vom Nabu an der Wand mit den verschiedenen sinnvollen Futterarten für jede Vogelart. Das war zwar auf die in Deutschland heimischen Vögel zugeschnitten, aber das japanische Federvieh scheint zumindest ungefähr den gleichen Geschmack zu haben. 

Die Tiere hatten das Futterangebot dankbar angenommen und beglückten uns täglich von Morgendämmerung bis spät in den Abend mit regem Partybetrieb im Garten. Besonders dreist waren die Spatzen: War das Futterhäuschen leer, untersuchten sie es erst innen und außen. Sehr akrobatisch und lustig anzusehen. War kein Futter mehr zu finden, flog jeweils einer (Der Sportlichste? Der Mutigste? Der in der Hackordnung Niedrigste?) vor die Scheibe des genannten 和実 und flappte aufrecht in der Luft stehend mit den Flügelspitzen gegen das Fliegengitter. Der Metallrahmen des Gitters schlug dann rhythmisch gegen den Metallrahmen vom Fenster, ein Heidenlärm also. Das wurde so lange gemacht, bis jemand in den Garten ging, um das Futterhäuschen aufzufüllen. Dann war Ruhe, die Spatzen futterten fröhlich weiter. Reagierte niemand, wurden die Vögel rabiater und flogen mit Anlauf gegen die Scheibe neben dem Fliegengitter. Das klapperte noch lauter, dazu kam das dumpfe Aufschlagen der kleinen Körper. Kein angenehmes Geräusch und allen bekannt, die schon einmal auf der Landstraße einen Vogel auf der Windschutzscheibe des Autos hatten.

Ende Februar war es dann mild genug, dass wir das Futter reduzieren und nur noch die nährstoffreichen Mehlwürmer und das Getreidemehl draußen hatten. Die メジロ saßen längst in Apfel- und Pflaumenblüten, die anderen Viecher klaubten sich langsam schon Insekten aus dem Boden. Im März kamen die Tiere zwar noch in unseren Garten, waren am Futter aber nicht mehr interessiert. Das Futterhäuschen wurde aber auch nicht zum Nestbau genutzt, ein paar gelangweilte Spatzen machten Turnübungen an der Unterseite des frei schwingenden Häuschens.

Und jetzt im Juni wurde es richtig interessant. Dank der feuchten Hitze wächst im Garten alles explosionsartig. Bedeutet: Einmal wöchentlich Rasen kürzen. Jeweils danach ist der Boden vor lauter wuselnden und futternden Vögeln kaum zu sehen. Da werden Käfer, Würmer, Fliegen, Maden, Larven, Asseln und Schnecken gepickt. Die ein oder andere Ameise musste sicherlich auch dran glauben. Wenn es nach dem Mähen auch noch regnete, ist die Fressorgie perfekt. Und vor unserer Haustür sammelten sich in den nächsten Tagen tote Krabbelviecher. Halbe und Dreiviertel Regenwürmer, Asseln mit gebrochenem Panzer und so mancher Käfer ohne Kopf lagen plötzlich auf den weißen Fliesen. Shizuka und die kleine Schwester fanden das erst einmal extrem ekelig. Man öffnet die Haustür und sieht auf einen Tierfriedhof! Und noch etwas passierte. Auf dem braunen Geländer zur Straße hin war neuerdings weißer Schmier zu sehen: Da halten sich eindeutig Vögel auf. Warum jetzt plötzlich? Warum die toten Viecher?

Shizuka hat ein bisschen recherchiert und ist auf eine interessante Sache gestoßen. Es scheint, dass Vögel ein recht ausgeprägtes Gedächtnis haben und tatsächlich mit Menschen interagieren, wenn sie ihre Nähe gewöhnt sind. Krähen und Elstern (schlaue Rabenvögel) bedanken sich mit glitzernden Fundstücken am Futterplatz für ihr Futter. In Zeiten von Nahrungsreichtum hinterlegen Wildvögel Beutestücke an bekannten Futterstellen. So wie die Freigänger unter dem Katzen ihre Besitzer manchmal mit toten Mäusen und Vögeln beglücken.

Shizuka und die kleine Schwester begannen, etwas genauer hinzusehen und auf Wetter und Mamas Gartenarbeitszeiten zu achten. Und da war ein Muster. Jedesmal, wenn gemäht wurde, häuften sich die toten Tiere vor der Haustür, und es gab neue weiße Flecken auf dem Geländer. Regnete es ein oder zwei Tage nach dem Mähen, wiederholte sich das Ganze. Um Fehler zu vermeiden, entfernten wir jeweils die toten Tiere, sowie wie wir sie bemerkten. Rundum auf den Stromleitungen: Stare und Bülbüls. Wir wurden beobachtet. Dem jetzt erst eingeweihten Papa kamen erst einmal Hitchcocks Vögel in den Sinn. 

Ist es undankbar, wenn wir die Futtergeschenke mit Handfeger und Schippe aufsammeln? Halten die Vögel das nun für unser Esswerkzeug? Dürfen wir die vom Schnabel abgesparten Gaben einfach im Müll entsorgen? Moralische Bedenken bei Shizuka und der kleinen Schwester. Die Vögel schienen aber nicht beeindruckt. Nach jedem Mähen lag der nächste Leichenhaufen vor der Tür.

Für Shizuka und die kleine Schwester ist klar: Im nächsten Winter wird im Garten wieder gefüttert. Wenn man dafür so viele Geschenke kriegt!

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