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Samstag, 19. März 2016

Hauptsache wild!

Nach unserem Umzug im Oktober 2014 kamen wir unseren neuen Nachbarn über den kleinen Garten und die dort laut tobenden Kinder immer näher, und mit der Zeit stellte sich das als durchaus fruchtbar heraus. Hunde durften gestreichelt werden, japanisches Konversationstraining fand kostenlos über den Zaun statt, und eines Tages kam eine Nachbarin mit einem Stapel deutscher Teenie-Literatur unter dem Arm vorbei. Die Familie war eine Zeitlang in Deutschland gewesen, die Tochter hatte ausführlich gelesen, der Kram wurde aber jetzt nicht mehr gebraucht. Ob wir ...? Ansonsten Altpapier. Wir taten. Shizuka fasste die "Liebesgrüße per SMS" und ähnliche Werke zwar erstmal nur mit Gummihandschuhen und sensationellem Naserümpfen an, aber die "Wilden Hühner" von Cornelia Funke wurden nach kurzem Beschnuppern dann doch freudig angegangen. Die Reihe kam vollständig bei uns an, so dass nächtelangem Lesevergnügen beim Schein im Bett im Schein einer kleinen Funzel von Nachtlampe nichts im Weg stand. Wochenlang wollte Shizuka kein Huhn mehr essen, mit dem Fahrrad querfeldein und im Stehen fahren und musste doch einsehen, dass ein Wohnwagen im Grünen als Geheimversteck einer Mädchenbande hier in Yokohama nicht umsetzbar war. Seufzen. "Mama, wie schmecken eigentlich Sprotten?"* 

Der zur Buchreihe gehörende Spielfilm wurde ausgeliehen, mehrmals geschaut, mehrmals war das Kind enttäuscht: Das ist ja gar nicht wie in den Büchern, und die Mädels sehen auch ganz anders aus! Voll blöd. Bücher und Film sind letzten Endes Mädchenromantik pur, viel in Richtung Freundschaft und Zusammenhalt in Dick und Dünn.

Vor einigen Wochen entdeckte die kleine Leseratte dann im DVD-Regal der Schulbücherei "Die Wilden Kerle 1". Sowas wie die Hühner? Nur mit Jungs? Okay - müssen wir versuchen! Der Film verwandelte die kleine Individualsportlerin innerhalb von 90 Minuten in ein brüllendes kleines Fussballungeheuer, das eine Mannschaft suchte. Wahnsinn! Die Schulfreundinnen mussten in der Folge für das wöchentliche gemeinsame Klettertraining mit selbstbemalten T-Shirts in einheitlichem Stil ausgestattet werden (wir haben uns für Tie-dye entschieden), ein Kampfruf ("Klettern wie wild!") wurde entwickelt, im Schulsport mussten die Shirts auch angezogen werden, und selbstverständlich mussten die anderen Filme der Reihe SOFORT organisiert werden. Die Schulbücherei gab indes nur Teil 3 her. Mit einer Mädchenfussballmanschaft, die in rosafarbenen, bauchfreien Tops Fußball so spielten*, wie andere Leute Billiard. Über Bande, alles in 3D, und permanent kaugummikauend. Rosa Kaugummi. Mit vielen Blasen. Die nach dem Platzen gar nicht in den Haaren klebten***. Also wieder ein doofer Film. Teil 2? Teile 4 und 5? Nicht vorhanden. Vergriffen, sagte die Bibliothekarin. Mama sagte: Schau mer ma bei Gebrauchte Bücher und so. Und Mama wurde fündig, die Teile 2 und 5 kamen innerhalb von drei Wochen in Yokohama an, mit leichten Brüchen in der Hülle, aber ansonsten unbeschadet. Und da war klar: Die Fußballnärrin unter den Freundinnen musste zum Übernachten kommen, es würde eine DVD-Nacht geben, und anschließend mussten die Filme der Schulbücherei spendiert werden. Gesagt, getan. Der dritte Teil der Filmreihe stellte sich als außerordentlich cool heraus, der fünfte Teil hinterließ wieder maue Gefühle. Die "Kerle" sind mit zwei Mädels schon gar nicht mehr nur eine Jungsmanschaft, und so wirklich um Fußball geht es auch nicht, eher um Vampire. Und das Fazit?

Mama ärgert sich mal wieder, dass alle coolen Kinderbücher und -filme derart verkomerzialisiert werden. Trinkflaschen, T-Shirts, Schulranzen, Hefte und mehr, alles mit den Kerlen darauf. Die Hühnerreihe, die ja ähnlich angelegt ist, kam doch auch ohne so etwas aus. Immerhin besteht Shizuka nun auf selbstgemachtem "Wildsein", denn so wirklich fußballbegeistert ist sie doch nicht. Sie hat den Zusammenhalt der Jungs erkannt, die in den Filmen die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen perfekt nutzen, um gemeinsam zum Ziel zu kommen. Dass Jungs dazu einen Fußball brauchen ist halt einfach so. Und dann war da noch das Thema Jungs ...

Die Wilden Kerle sind ganz normale Jungs. Die Schauspieler sehen während der Autogrammstunden und im Tourbus aus wie zu groß geratene Kindergartenjungs mit ein paar Pickeln zu viel. Blöde T-Shirts und Jeans, alberne Jacken, zu dicke Turnschuhe. Dazu bei allen (!) ein Baseballcap, das verkehrt herum getragen wird und den Kopf der Jungs aussehen lässt wie ein Fieberzäpfchen mit Sonnenschild. Uargh. Und prompt hatten die Mädels eine interessante Frage: Warum sind Jungs eigentlich nur im Film cool?****

Wenn ich das nur wüsste ...

Es bleibt die Begeisterung für alles, was WILD ist. Sogar die kleine Schwester sitzt jetzt auf ihrem Fahrrad und johlt "Sei wild!". Als Projekt für die nächsten Ferien hat sich Shizuka die vierzehnbändige Buchreihe von den Fußballjungs vorgenommen. In Deutschland ist gerade der sechste Teil im Kino.





* Die Erfahrung sparen wir uns für den Sommerurlaub bei der deutschen Oma.
** Geht gar nicht. Nicht Fußball. Aua. Die hatten nichtmal blaue Flecken an den vorstehenden Hüftknochen.
*** Das widerspricht allen persönlichen Erfahrungen von Shizuka.
****So im echten Leben laufen sie zwar auch mit unmöglichen Klamotten und Fieberzäpfchenbasecaps herum, aber die sind ja auch NORMAL und keine Filmstars.

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