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Dienstag, 13. Januar 2015

Währungen zum Frühstück

Shizuka geht nach wie vorn gern zur Schule. Sie fühlt sich wohl dort, trifft Freunde, mag ihre Lehrer und freut sich eigentlich schon am Abend vorher auf den nächsten Tag. Dementsprechend motiviert ist sie morgens, deckt neuerdings den Frühstückstisch für die ganze Familie und will sogar Kaffee kochen. Das hat einen ganz besonderen Grund: Ihre Mama (ich) braucht morgens eine halbe Stunde Aufwachzeit mit Kaffee und Zeitung. Da die gewohnte deutsche Zeitung ohne Studentenabo erstens zu teuer und zweitens an diesem Ende der Welt ohnehin nicht verfügbar ist, wird jeden Morgen die Zeit online aufgerufen. Auf einen Link verzichte ich an dieser Stelle bewusst.

Früher sah meine Tochter es als Angriff auf ihren Persönlichkeitsrechte an, wenn ich mit der Kaffeetasse vor dem Computer saß und auf ihr gebrülltes "Mama, ich will nicht das PINKE Shirt aniehen, hol mir das BLAUE!" nicht reagierte. Heute steht sie im Schlafanzug hinter mir, schlürft ihren heißen Kakao und liest mit mir Zeitung. Vor einigen Tagen, passend zum Dreikönigstag, stand da der Artikel: Schwacher Euro? Gut so!

Sofort kamen die Fragen: Mama, was ist ein schwacher Euro? War der mal stark? Was heißt das? Warum ist das so? Wer bestimmt das? Wie funktioniert das? Ist das für uns auch wichtig? Warum denn?

Wir waren zu dem Zeitpunkt seit etwa zehn Minuten wach, im Schlafanzug, und mein Kreislauf japste nach Koffein und Zucker. Shizukas nicht, sie hüpfte wie ein HB-Männchen auf und ab. Also gab es eine kurze Einführung in die Währungen (der Artikel behandelte den Euro in Bezug auf den US-Dollar), in den internationalen Handel, Geldtauschgeschäfte, staatlich gesteuerte Währungen und natürlich den Yen, denn immerhin befinden wir uns gerade in Japan. Gar nicht so einfach für eine Siebenjährige zu erklären, wenn man selbst nicht so viel Ahnung hat und das Taschengeld wöchentlich in bar auszahlt, unabhängig von Wechselkursen in der Währung des Landes, in dem man sich gerade befindet, und berechnet nur nach der benötigten Kaufkraft. Nach der zweiten Tasse Kaffee für mich kam die Frage, die mir zeigte, dass meine Tochter es verstanden hatte:

Mama, wir haben doch von Opa und den Onkels und den Nachbarn おとしだま bekommen. Das willst Du auf unser deutsches Sparkonto einzahlen, hast Du gesagt. In Euro, oder? Welchen Wechselkurs nimmst Du da? Den vom ersten Januar, wo es eigentlich お年玉 (おとしだま) gibt, den vom 2. Januar, als wir das Geld bekommen haben, den von dem Tag, wo Du die Überweisung am Computer machst, oder suchst Du den raus, der für uns am besten ist? 

Sie kam natürlich zu spät zum Unterricht.

Freitag, 9. Januar 2015

Natur pur, mitten in der Stadt

Wir wohnen nun schon seit ein paar Monaten hier, und die Parks der näheren Umgebung haben wir ganz gut kennen gelernt. Ganz besonders nett ist der direkt hinter der Schule: Unsere Kleine ist davon überzeugt, dass dort wenigstens ein Totoro wohnt, vermutlich aber mehr, weil überall Eicheln herumliegen. Im unvermeidlichen Teich schwimmen Koi, hässliche graubraune wie auch Zierkarpfen, und auf den treibenden Ästen sonnenbaden ausgewilderte Schildkröten. Eigentlich ganz nett und idyllisch. Der andere Park liegt zwischen unserem Haus und der Schule, hat einen kleinen Wasserlauf, der zum Teich aufgestaut und von Koi in allen Farben bevölkert ist. Zwei dicke verwilderte Katzen wohnen da, eine Menge Krähen, Spatzen, Meisen, Bachstelzen, Eidechsen, Tausendfüßler, Grashüpfer, Grillen, Heimchen und anderes Getier. Winter oder nicht, hier ist viel los.

Und manchmal kommen Besucher. Den ersten besonderen Gast haben wir am 7. November dort getroffen: Ein Graureiher stelzte megacool und gelassen weniger als zwei Meter von uns entfernt durch den aufgestauten Bach und fischte sein Abendessen heraus. Wir sahen ihm dabei zu, er sah uns beim Zusehen zu und manschte genüsslich zappelnden Fisch im Schnabel. Faszinierend. Die klappernden Fahrräder haben ihn nicht gestört, die Japaner mit ihren Hunden im Park auch nicht, die eine der beiden dicken Katzen, die am Ufer lauerte, ebenfalls nicht. Nach zwanzig Minuten hatten wir genug von dem Schauspiel (und selbst Hunger auf Abendessen) und sind nach Hause gegangen. Den Reiher haben wir seitdem nicht wieder gesehen.

Heute nachmittag nun war es ein Eisvogel. Mein erster in freier Wildbahn, um ehrlich zu sein, und die Große hat ihn nicht gesehen. Die war nämlich noch in der Schule, wir wollten sie gerade dort abholen. Wir, das sind die Kleine und ich, sie hinten im Fahrradsitz, ich vorne auf dem klappernden Gerät. Als wir in den Park kamen, wurde der aufgestaute Bach von kauernden Japanern mit Fotoapparten belagert, deren Teleobjektive länger waren als die Leute. Davor flitzte etwas blaugrün schillerndes aus dem Bach heraus in den nächsten Baum und blieb dort sitzen. Kein Kolibri, obwohl das ob der Farbenpracht mein erster Gedanke war. Kopf- und Schnabelform waren eindeutig: Ein Eisvogel hatte sich in den Park verirrt und jagte im Bach. Wir beobachteten das Tier, das die Japaner mit Fotoapparat beobachtete, die wiederum das Tier anstarrten. Nach zehn Minuten wurde die allgemeine Bewegungslosigkeit allerdings langweilig, ich fuhr weiter zur Schule. Als wir eine halbe Stunde später durch den Park zurück kamen, waren die Leute mit Fotoapparat noch da, der Vogel war es nicht mehr. Eigentlich schade, ich hätte den kleine Kollegen gerne der Großen gezeigt.